Simone Solga gilt als Deutschlands politischste Kabarettistin. Mit ihrem neuem Soloprogramm „Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“ hat die Kleinkünstlerin am Dienstag in Alma Hoppes Lustspielhaus Premiere.

Hamburg. Wenn kleine Hunde mit dem Schwanz wedeln, freut sich in der Regel auch das Herrchen. Oder das Frauchen. Für Simone Solga und „Taxi“ gilt dasselbe. Die Künstlerin kommt aus dem Saal in Alma Hoppes Lustspielhaus. Soeben ist sie die erste Hälfte ihres neuen Programms auf der Bühne durchgegangen. Und hätte nicht die Illustratorin Christina Cohen-Cossen, mit einem Jagdhund an ihrer Seite, dort Bilder aufgehängt, wäre Solgas Jack-Russell-Terrier „Taxi“ der einzige Zeuge ihrer ersten Probe im Hamburger Kabarett-Theater gewesen.

Simone Solga, ein Persönchen von knapp 1,60 Meter, trägt weiße Jeans, dunkle Stiefelchen und einen bunten Pullover. Auf die Bühne indes tritt sie fast immer im dunklen Kostüm und mit Pumps, um dann – ganz undamenhaft – ordentlich auszuteilen. Der SPD-Chef und frühere Umweltminister Sigmar Gabriel ist für Solga nur „ein Gebläse“, Bayerns Ex-Umweltminister und jetziger Finanzchef Markus Söder (CSU) ein „fränkisches Standgebläse“, und auch mit CDU-Familienministerin Kristina Schröder hat Solga bereits abgerechnet: „Das Beste war: Sie hat ein Kind zur Welt gebracht. Da kam wenigstens mal etwas raus, was Hand und Fuß hatte.“

Nicht nur ob solcher Pointen gilt Simone Solga als „Deutschlands politischste Kabarettistin“. Die Künstlerin mit den blauen Augen nimmt es gelassen. „Das Siegel haben mir andere gegeben.“ Es schadet nicht in einem Genre, das noch immer – mehr als das Politikgeschäft – testosterongesteuert ist.

Seit 13 Jahren bereits ist Simone Solga solo präsent. In den 90ern hatte die ausgebildete Schauspielerin den Ensembles der Leipziger Pfeffermühle und der Münchner Lach- und Schießgesellschaft angehört. Der Titel ihres fünften Programms „Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“ stand schon Monate vor der Bundestagswahl fest. Etwa ein halbes Jahr lang hat sie daran gearbeitet. Zunächst in Genf, wo ihr Mann inzwischen als Führungskraft eines Unternehmens arbeitet, danach in Seevetal im Landkreis Harburg, wo sie fünf Jahre mit ihm gelebt hat. „Das Pendeln hat auch etwas Reizvolles“, sagt sie. Ihr ostdeutscher Akzent – sie wurde in Gera (Thüringen) als Tochter eines Schauspieler-Ehepaares geboren und wuchs in Leipzig auf – klingt dabei gelegentlich durch.

Während Angela Merkel seit 2005 regiert, repräsentiert und moderiert, hat Solga als freche „Kanzlersouffleuse“ ihre Rolle gefunden. Ihr voriges Programm „Bei Merkels unterm Sofa“ hat die Kleinkünstlerin seit 2009 fast eine ganze Legislaturperiode lang gespielt. Simone Solga, die künstlerische „Ein-Frau-Ich-AG“, genießt es, mit 50 Jahren selbstbestimmt zu handeln: „In meiner Lebenssituation passt das ganz wunderbar, mich selber zu managen.“

Auch für das neue Programm hat sie weder eine Agentur noch einen Regisseur .„Ich kann als politische Kabarettistin nicht über gierige Politiker herziehen und gleichzeitig mit einer gierigen Agentur zusammenarbeiten“, sagt sie. Selbst ist die (kleine) Frau. „Es macht einen zufriedener und selbstbewusster“, hat sie festgestellt. „Mein Regisseur ist das Publikum. Es zeigt mir, ob das Programm langweilig ist oder nicht.“ Mögen andere Frauen Geld fürs Power- oder Dauer-Shoppen ausgeben, Simone Solga setzt andere Akzente. „Ein tolles Plakat und gute Musik lass’ ich mir durchaus etwas kosten“, erläutert sie. So hat der Hamburger Tastenkabarettist Axel Pätz für sie gleich vier Lieder geschrieben Das dunkle Kostüm ist im Programm nur Dienstkleidung zum Zweck: „Ich möchte zeigen, dass ich jederzeit bereit bin, für die Kanzlerin zu arbeiten“, erklärt Solga. So wie deren Stab an Referentinnen. „Frau Merkel kommt bei mir gar nicht so schlecht weg – schon, weil ich bei ihr angestellt bin“, räumt Solga ein.

Warum sich immer noch relativ wenige Frauen ans politische Kabarett wagen? „Bei politischem Kabarett musst du dich jeden Abend damit beschäftigen. Und es geht ja darum, das nicht nur journalistisch, sondern auch noch witzig zu machen.“ Wahrscheinlich sei auch das Publikum darauf ausgerichtet, das eher von einem Mann zu hören, schiebt die „Kanzlersouffleuse“ nach. Sie selbst will Anstöße geben und dabei unterhalten – mit Themen, die unser aller Zukunft betreffen wie das neue Gesundheitssystem, Gentrifizierung, Renten- oder Asylpolitik. Ist der zweite Teil zum Thema Bildung nicht zu trocken, soll ich im Programm etwas rüberschieben, überlegt Simone Solga noch.

Dann will sie weiter proben. Nur „Taxi“ darf zuhören. Ein Blick in den Saal verrät, dass an den Wänden Werke zum 40. Bühnenjubiläum des Paderborners Kabarettisten Erwin Grosche hängen. Eines heißt „Ein kleiner Hund“.

„Im Auftrag Ihrer Kanzlerin“ jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 9,50 (erm.) bis 24,50 unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de