„Bild der Frau“ wird 30 Jahre alt – und feiert den Geburtstag mit einer großen Party in Hamburg. Chefredakteurin Sandra Immoor spricht derweil im interview über Diäten, Männer auf dem Cover und Auflagenverluste.

Hamburg. Das größte deutsche Frauenmagazin, „Bild der Frau“, feiert in diesem Jahr 30. Geburtstag — und an diesem Wochenende für die Hamburger Leserinnen eine zweitägige Party. Sandra Immoor ist seit 2006 Chefredakteurin der Frauenzeitschrift, die auch von 330.000 Männern gelesen wird.

Hamburger Abendblatt: Sie haben in der aktuellen Ausgabe erstmals einen Mann auf dem Titel. Rechnen Sie mit erschrockenen Leserinnen?

Sandra Immoor: Verblüffen werden wir wohl viele – verschrecken hoffentlich keine. Der Mann auf dem Titel hat einen guten Grund: Am Montag stellen wir in Berlin unsere große Männerstudie vor. Zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Allensbach haben wir 1000 Männer zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Wir wollten wissen, ob sie die neuen „starken“ Frauen als Bedrohung oder Bereicherung empfinden.

Für die sogenannte „starke“ Frau gibt’s regalmeterweise Lektüre am Kiosk. Spaß für die Frau, Freizeit für die Frau... Wie schwer ist es für Sie, sich zu behaupten?

Immoor: Es stimmt, dass das Frauenzeitschriftensegment ein Haifischbecken mit viel Kopiererei und Gleichmacherei ist. Es gibt aktuell über 130 Frauentitel am Kiosk, darunter 42 wöchentliche – und da haben auf den ersten Blick alle die neue Suppendiät, Käsekuchen und Jeanstrends auf dem Cover. Da jede Woche die Beste unter gleichen zu sein, ist eine Herausforderung. Aber die meistern wir ganz gut, indem wir auf Qualität und Seele setzen: Wir produzieren, reportieren und interviewen quer durch alle Ressorts selbst, wir sind dicht dran an der Leserin.

Haben Sie durch die wachsende Konkurrenz denn deutlich an Auflage verloren?

Immoor: Wie alle Printprodukte haben auch wir an Auflage eingebüßt, die Zeiten, in denen wir jede Woche zwei Millionen Hefte verkauft haben, sind vorbei. Wir sind aber nach wie vor das größte Frauenmedium in Deutschland, erreichen mehr Frauen als „Wetten das..?“, „Tagesschau“, „Bunte“ oder „Brigitte“ – nämlich fünf Millionen mit jeder Ausgabe.

Wie sehen Sie die Zukunft von „Bild der Frau“? Welche Rolle werden Zeitschriften künftig spielen?

Immoor: Natürlich arbeiten auch wir am Ausbau unseres Online-Auftritts bildderfrau.de und an unseren Apps – aber ich glaube fest daran, dass Frauenzeitschriften ein langes Leben vor sich haben. Von einer Frauenzeitschrift will ich mich beraten und inspirieren lassen, mit ihr will ich mich entspannen – auf dem Sofa, in der Badewanne. Diese Bedürfnisse bleiben, und ich kenne wenige Frauen, die mit Laptop in die Wanne gehen. Noch besser fühlen sich Frauen übrigens mit einer Zeitschrift, die sich engagiert, die für was steht – das war „Bild der Frau“ immer wichtig.

Sie sind also mehr als ein reines Diätmagazin. Gefühlt gibt es keinen Titel ohne „3 Kilo in 3 Tagen weg“-Versprechung.

Immoor: Ja, und das Thema Figur wird wohl auch ewig ein großes bei Frauen bleiben. Darum spielt es auch in „Bild der Frau“ eine wichtige Rolle. Wir inszenieren aber keinen Diätwahn: Es gibt bei uns keine „50 Pfund weg!“-Schlagzeilen; unsere Schlankrezepte sind von Ökotrophologen entwickelt. Und am Ende machen die Schlankthemen nur drei Seiten im Heft aus.

Wer liest eigentlich „Bild der Frau“? Was sind das für Frauen?

Immoor: Ganz normale Frauen im allerbesten Sinne. Patente, zupackende, herzliche Frauen aus allen Altersgruppen und Berufen. Frauen, die Sie beim Arzt, an der Käsetheke und in der U-Bahn treffen. Und die wir richtig gern haben – darum ist es uns so wichtig, auf Augenhöhe daherzukommen. Meine Vorgängerin Andrea Zangemeister hat mal geschrieben: „Wenn deinem Mann dein Busen nicht gefällt, brauchst du keinen neuen Busen, sondern einen neuen Mann.“ Das gilt immer noch.

Was hat sich denn inhaltlich am stärksten geändert? Welche Themen sind wichtiger geworden in den zurückliegenden Jahren?

Immoor: Frauen sind selbstbewusster, eigenständiger geworden. Es gibt Schlagzeilen, die früher sensationell funktioniert haben – und heute gar nicht mehr. 1998 haben wir mit der Serie „100 Fragen an den Frauenarzt“ noch 1,8 Millionen Hefte verkauft, heute locken Sie damit keine Frau an den Kiosk. Da fragt sie den Doktor lieber selbst und spart sich die 1,10 Euro fürs Heft. Stattdessen wollen Leserinnen sich im Alltagsdschungel zurechtfinden: Welche Schule fürs Kind? Welche von den 75 Joghurtsorten schmeckt? Und: Das Thema Nachhaltigkeit hat enorm an Bedeutung gewonnen. Frauen leben heute bewusster, möchten bei dem, was sie tun, ein gutes Gefühl haben – eben ein bisschen helfen, die Welt zu verändern. Zum Besseren.

„Bild der Frau“-Party: Sonnabend (10.30 bis 20 Uhr) und Sonntag (13 bis 18.30 Uhr) beim Jakobikirchhof (Mönckebergstraße). Bei Snacks und Getränken treten u.a. Stefan Gwildis, Gaby Hauptmann und Moderatorin Bettina Tietjen auf.