Ein Kommentar von Maike Schiller
Es ist so leicht, sich dem Ganzen mit der Abgeklärtheit des übersättigten Profi-Zuschauers zu nähern. Immer diese abseitigen Themen, immer die gutmenschelnden Weltverbesserer. Augenverdrehen. Spöttisches Grinsen. Jaja, die Welt ist schlecht, kann nicht wenigstens das Kino gut sein? Oh ja, solche Gespräche gibt es. Solche Kommentare sowieso. Es ist nicht immer leicht, alles an sich heranzulassen. Zynismus hilft prima dagegen.
Umso wichtiger, dass es Menschen wie Albert Wiederspiel gibt, die nicht müde werden, daran zu erinnern, dass sich manche gar nicht aussuchen können, ob ihr Tun politisch ist oder nicht. Weil allein die Tatsache, dass sie Filme machen, politisch ist. Weil durch dieses Filmemachen das eigene Leben und das ihrer Familie bedroht ist. Weil es mit uns zu tun hat.
Dem eigentlich in Hamburg und Teheran lebenden Regisseur Mohammad Rasoulof hat man in Iran seinen Pass abgenommen. Wann (oder: ob) er zurückkehrt, weiß niemand. Was ihn erwartet? Auch nicht. Es kann Rasoulofs Lebensversicherung sein, dass der Hamburger Filmfest-Chef Albert Wiederspiel vor Presse und 1200 Zuschauern sagt, man möchte seinen Film hier nicht ohne Rasoulof zeigen. Er wird ihn, so sieht es aus, am Dienstag ohne den Regisseur zeigen müssen. Und es ist so wichtig, dass er das tut. Filmfeste müssen manchmal der David gegen den Goliath Staatsmacht sein. Das Wort allein holt Rasoulof vielleicht nicht zurück. Aber es wird gehört. Man wünschte, bis nach Teheran.