Der NDR, die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und die nordmedia haben unter dem Titel „Nordlichter“ gemeinsam ein neues Förderprogramm für Nachwuchsfilmer aufgelegt

Hamburg. Die Leichtigkeit der Lebensverbummlerkomödie „Oh Boy“. Der lakonische Humor, mit dem der Regisseur Detlev Buck seine frühen Filme „Karniggels“ und „Männerpension“ veredelt hat. Auf der Suche nach der Frage, was dem deutschen Fernsehen, auch und vielleicht besonders dem Fernsehen im Norden, fehlt, landet man schnell in der Humorecke. Krimis drängen jede Woche neue ins Programm, auch an tragischen Familienstoffen mit tödlichem Ausgang mangelt es nicht. Aber wo sind die gut erzählten, gut gemachten Komödien? Filme, die unterhalten, ohne sich auf das Niveau der Witzekiste-Taschenbuchedition zu begeben. Es klingt also vielversprechend, was nun der NDR in Kooperation mit der Kulturbehörde sowie den Filmförderungen Hamburg Schleswig-Holstein und Nordmedia in den kommenden Jahren umsetzten will.

Nordlichter heißt die Förderinitiative, die sich an junge Filmemacher aus dem Norden richtet und jährlich bis zu 900.000 Euro für vier Projekte zur Verfügung stellt. Die ersten Filme sollen aus dem Komödiegenre kommen. Wo etablierte öffentlich-rechtliche Nachwuchsreihen wie das „Kleine Fernsehspiel“ und das „Debüt im Dritten“ vor allem Wert darauf legen, dass die jungen Kreativen ihre ganz eigene Filmsprache entdecken, nach Mitternacht geschützt vor Quotendiktat und einer nennenswerten Zuschauerzahl, richtet sich Nordlichter bewusst an ein breites Publikum. Im Ausnahmefall — heißt: wenn die Qualität stimmt — könne ein Debütfilm auch zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden, erklärte NDR-Programmdirektor Frank Beckmann am Dienstag auf der Pressekonferenz im Savoy-Kino.

Man wolle nicht nur gute Filme machen, auch gute Filme zeigen, so Beckmann. Um an die gesuchten Stoffe zu kommen, will der NDR, der einst die Debüts der Regisseure Wolfgang Petersen, Dieter Wedel, Lars Becker und Heinrich Breloer gefördert hat, verstärkt Kontakt mit den Filmschulen suchen sowie mit Filmemachern, die ihren ersten Kurzfilm gedreht haben. „Wir wollen sicherstellen, dass die Stars von morgen auch hier gefunden werden“, sagte Nikolas Hill, Staatsrat der Kulturbehörde. Eva Hubert, Geschäftsführerin der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, ergänzte: „Gerade junge Filmschaffende müssen oft sehr lange um die Finanzierung ihrer Projekte kämpfen. Wir kürzen diesen Weg ab und ermöglichen ihnen, frische Projekte in einer überschaubaren Zeit umzusetzen.“ Hubert bemüht sich seit vielen Jahren, dem Nachwuchs in Norddeutschland stärker unter die Arme zu greifen. Wo die frühere NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze lieber von Projekt zu Projekt entscheiden wollte, erklärte sich Fernsehfilmchef Christian Granderath, der einst das „Debüt im Dritten“ betreute, schnell zur Unterstützung bereit. „Wir haben ja nicht nur ein mäzenatisches Interesse“, sagte Granderath. „Für uns ist es wichtig, eine Anlaufstelle zu sein für die Talente in der Region.“

Damit ein Nachwuchsfilm von der Nordlichter-Initiative gefördert wird, müssen — neben dem Komödiecharakter — ein paar wenige formale Voraussetzungen erfüllt sein: Autor, Regisseur oder Produzent müssen aus Norddeutschland kommen; außerdem soll der Film in der Region entstehen. Regional wolle man sein, sagte Fernsehspielchef Granderath, nicht provinziell. Wo ein junger Filmemacher studiert hat (oder auch nicht) ist also zweitrangig. Gesucht werden Leute, die das gar nicht so leichte Genre der Komödie beherrschen. „Wir suchen Talente. Und wir wollen sie ins Schaufenster stellen“, fasst es Programmdirektor Beckmann zusammen.

Dass es manchmal auch ohne Nachwuchsförderungen geht, zeigt das Filmfest Hamburg, das am Donnerstag startet. Hier laufen die Debütfilme „Dead“ und „Tore tanzt“, zwei ganz unterschiedliche Dramen von jungen Filmemachern. „Tore tanzt“ hat es in diesem Jahr sogar bis zum Filmfestival in Cannes geschafft. Umso schöner, wenn Kreative künftig auf dem Weg dorthin unterstützt werden.