Meist entscheidet die Auflage über das Wohl und Wehe der Printmedien, jetzt hatten Experten das Wort: Bei den Lead Awards räumte der Zeitverlag ab. Zuvor schaltete sich Wikileaks-Gründer Julian Assange per Video ein.

Hamburg. Sechsmal Gold für den Hamburger Zeitverlag: Die Wochenzeitung „Die Zeit“ und das „Zeit Magazin“ waren am Freitag die großen Gewinner bei den 21. Lead Awards in der Hansestadt. „Die Zeit“ erhielt unter anderem den Titel Zeitung des Jahres. Silber ging in dieser Kategorie an die Wochenzeitung „Der Freitag“, Bronze an das „Handelsblatt“. Das „Zeit Magazin“ wurde zudem mit einem Publikumspreis geehrt. Mit den Lead Awards werden die besten Arbeiten in Zeitungen, Magazinen, Fotografien, Web-Auftritten, Design und Werbung ausgezeichnet.

Zum Magazin des Jahres kürten die Juroren die Szene-Zeitschrift „Vice“. „„Vice“ müht sich nicht mehr mit den zusehends verstopften Vertriebskanälen wie Kiosk oder Buchhandel ab“, begründete der Vorsitzende der Lead-Academy, Markus Peichl, die Auswahl. „Es kommt selber zum Leser: in Modeläden, in Clubs, in Cafés, in Kneipen.“ Daneben fuhr „Vice“ weitere Gold-Preise für den Beitrag des Jahres in der Kategorie Zeitschriften („The Syria Issue“) sowie für die beste Mood- und Modefotografie des Jahres (Jim Mangan, „Bedu“) ein. Als Newcomer-Magazin wurde die Zeitschrift „Interview“ geehrt.

Mit dem neu eingeführten Preis der Lead Akademie an das Magazin „Stern“ ehrte die Jury eine etablierte Zeitschrift für einen „besonders mutigen und richtungsweisenden Umbau, das dem veränderten Mediennutzungsverhalten der Menschen entspricht“, sagte Peichl. Der ebenfalls zum ersten Mal vergebene Preis für das beste Tablet-Magazin ging an das internationale Interview-Magazin „Freunde von Freunden“.

Die Lead Academy hatte rund 450 Zeitschriften, 300 Online-Angebote, 80 Zeitungen und Werbekampagnen gesichtet. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Hamburg zeichnet seit über 20 Jahren die Besten der Zunft aus. In der Jury sitzen insgesamt etwa hundert Chefredakteure, Fotografen und Artdirektoren.

Bei einem Symposium am Nachmittag standen der Wikileaks-Gründer Julian Assange und der Mitentwickler der Anonymisierungssoftware „Tor“, Jacob Appelbaum, im Mittelpunkt. Assange sprach per Video-Übertragung aus der ecuadorianischen Botschaft in London; dorthin war er vor mehr als einem Jahr vor der Justiz geflüchtet. Assange mahnte Deutschland, sich stärker gegen die Internetüberwachung der USA einzusetzen. Die Bundesrepublik müsse zu den Werten stehen, auf denen sie nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden sei, um Druck auf die Regierung in Washington auszuüben.

Der US-Internetaktivist Jacob Appelbaum nahm die Gefahren des massenhaften Datensammelns für die Bevölkerung in den Blick: „Die Überwachung des Internets hat die Macht, Menschen zu ermorden.“ So sieht Appelbaum etwa das Leben von Menschen in Afghanistan, Jemen und Pakistan durch die Internetspionage konkret gefährdet, da die Daten für Drohnen-Angriffe genutzt werden könnten.

Die Gold-Preisträger der 21. Lead-Awards:

Architektur- und Still-Life-Fotografie des Jahres: Hans-Christian Schink, „Tohoku“, „Monopol“ (Nr. 3)

Foto des Jahres: Mohamed Abd El Ghany, „Trauriges Jubiläum“, „Stern“ (Nr. 6)

Mood- und Modefotografie des Jahres: Jim Mangan, „Bedu“, „Vice“ (Nr. 8)

Porträtfotografie des Jahres: Esther Friedman, „Der Pop der frühen Jahre“, „Zeit Magazin“ (Nr. 9)

Reportagefotografie des Jahres: Christopher Anderson, „Die ersten Jahre mit meinem Sohn“, „Zeit Magazin“ (Nr. 23)

Visualleader des Jahres (Design): Marco Fiedler und Achim Reichert („Vier5“)

Beitrag des Jahres (Zeitschriften): „The Syria Issue“, „Vice“ (Nr. 11)

Cover des Jahres (Zeitschriften): „Zeit Magazin“ (Nr. 50) und „SZ-Magazin“ (Nr. 49), „Was macht die Konkurrenz“

Illustration des Jahres (Zeitschriften und Zeitungen): „Zeit Magazin“ (Nr. 16), „Das war nix. Oder doch?“

Leadmagazin des Jahres: „Vice“, Vice Media

Newcomermagazin des Jahres: „Interview“, Interview PH GmbH

Preis der Akademie: „Stern“, Gruner + Jahr

Beitrag des Jahres (Zeitungen): „Die Zeit“ (Nr. 25) für „Homs“

Zeitung des Jahres: „Die Zeit“, Zeitverlag Gerd Bucerius

Kampagne des Jahres (Werbung): Hornbach Baumarkt, „Der Hammer“, Heimat Berlin

Creativeleader des Jahres (Werbung): Wolfgang Schneider (BBDO) für die Kampagnen von Ebay, Nikon, Volkswagen, Sparkasse, Mercedes-Benz und Sky

Webmagazin des Jahres: „Uncube Magazine“, http://dpaq.de/D03lO

Weblog des Jahres: „What Ali wore“, http://dpaq.de/MNGSs

Tablet-Magazin des Jahres: „Freunde von Freunden“, More Sleep

Sonderpreis Online: „Krautreporter“