Den Kunstteil des Festivals „Unten am Havn“, das vom 27. August bis zum 6. September erstmals stattfindet, eröffnen Anik Lazar, Lilibeth Cuenca Rasmussen und Parfyme.
Alter Englandfährterminal Einen Tag vor der Eröffnung wird im alten Englandfährterminal eifrig gehämmert und geschraubt. Hinter der Glasverkleidung ziehen Schiffe vorbei. Seit die „AIDA“ abgefahren ist, haben die Künstler endlich vom selbst angelegten „Garten“ aus freie Sicht. Am Dienstag soll hier die feierliche Eröffnung des ersten länderübergreifenden Festivals „Unten am Havn“ steigen. Bis zum 6.September werden sich unter dem Motto „Copenhagen meets Hamburg“ Künstler und Musiker aus beiden Städten begegnen und austauschen.
„Wir haben häufiger Künstler aus Kopenhagen getroffen und das hat künstlerisch und menschlich einfach immer gepasst“, so Musikkuratorin Nadschja Hemieda. „Daraus entstand die Idee, die Begegnung zu institutionalisieren.“ Mit Unterstützung unter anderem durch den Bezirk Altona und die Stadt Kopenhagen ist nach zwei Jahren Vorlauf das erste Festival entstanden.
Zum Auftakt gibt es eine große Kunstausstellung. Mit dabei ist die bekannte dänische Video- und Performancekünstlerin Lilibeth Cuenca Rasmussen. Die Absolventin der königlichen Kunstakademie von Kopenhagen hat ihr Land bereits auf der 54. Biennale im dänischen Pavillon vertreten. Rasmussen, Dänin mit philippinischen Wurzeln, zeigt eine ortsbezogene Hommage an die Erde, ein „Mutter-Erde-Ritual“ (27./28.8., jew. 20.30 Uhr). In Hamburg wird sie sich als lebende Skulptur mit tonhaltigem Lehm bedecken. Und auch die Zuschauer sind eingeladen, in den Lehm einzutauchen und daraus ein Licht für Rasmussen anzuzünden. Rasmussen hinterfragt hier Themen wie Identität, Heimat und Verwurzelung. Am 28. August folgt eine gemeinsame Teer-Performance mit der Hamburger Künstlerin Anik Lazar.
Die 30-Jährige hat an der HFBK unter anderem bei Anselm Reyle studiert und strahlt viel Lebendigkeit aus, gepaart mit einem starken künstlerischen Willen. Lazar arbeitet mit Schrott, den sie wie eine Anlage für Neue Musik arrangiert und in perkussiven Musikperformances zu einem rauschenden Klangteppich verdichtet. „Sound Environment“ (29.8., 20.30Uhr), nennt sie die aktuelle Landschaft inklusive einer Loop-Station.
Lazar lebt mit Hund „Copilot“ in einem altem Wohnwagen und hat dadurch erst zwangsweise den Umgang mit Werkzeug gelernt. „Man muss auf den Schrottplatz und sieht diese wunderschöne kaputte Welt.“ Es geht ihr um den Akt des Schlagens. „Das hat etwas Brutales aber auch Schönes“, so Lazar. „Dieser Gegensatz aus Schlagen und Schmelzen oder Vibrieren.“
Kommunikation reizt sie, sichtbar über die Satellitenschüsseln, die mit den für Bewegung stehenden Radkappen korrespondieren. Anik Lazar bezeichnet sich als Neo-Neoromantikerin. „Ich bin eigentlich Malerin, aber keiner weiß es. Ich flippe ziemlich hin und her zwischen den Medien.“
Mit Aktionen im öffentlichen Raum hat das dreiköpfige Kopenhagener Künstlerkollektiv Parfyme bereits die Kopenhagener Kunsthalle mit einer Tent Show besetzt und New York, Toronto, Warschau und Seoul bespielt. Für ihre „Trading Post“ will das Trio die Hamburger interaktiv einbinden. Zehn Tage lang fahren die drei durch Hamburg und wollen dabei sechs Objekte, darunter einen Schaukelstuhl, eine Lampe, ein Fahrrad und ein Musical-Ticket eintauschen. „Es geht dabei nicht um den monetären, sondern den sozialen Wert und das kulturelle Kapital“, so Parfyme-Mitglied Doug Paulson. „Dahinter interessiert uns die Geschichte der Objekte, das Narrativ, das sie ergeben. Am Ende hat jedes Objekt Geschichten und Namen.“ Zwei Wochen lang wird die Kunst zu sehen sein.
Am 30. und 31. August folgt ein Musikfestival mit Bands und DJ’s aus beiden Städten. Das Spektrum reicht von Country- und Folk-Bands wie den Forgotten Birds oder The Eclectic Moniker bis hin zu psychedelischen Noise-Spielereien des Kopenhagener Projektes Complicated Universal Cum. Aus Hamburg ist unter anderem Lokalgröße Carsten „Erobique“ Meyer mit von der Partie.
„Wir freuen uns total darauf, die Menschen hier zu treffen“, sagt Doug Poulson. Unten. Am Hafen.
„Unten am Havn“ Eröffnung Di 27.8., 20.00,
Ausstellung 28.8. bis 6.9., 12.00 bis 22.00, Eintritt frei, Musikfestival 30.8., ab 19.30, 16,-, 31.8.,
ab 17.00, 24,-, 2-Tages-Ticket 33,-, Alter
Englandfährterminal; www.unten-am-havn.net