Bunt, bunter, Dieter Thomas Kuhn: 4000 Hamburger Konzertbesucher im Schlagerglück
Hamburg. Das Wetter sonnig heiß wie am Ballermann, die Stimmung proseccomäßig ausgelassen: Wenn Dieter Thomas Kuhn in den Stadtpark kommt, wird aufgerüstet wie sonst nur zum Schlagermove. Ganzkörperbekleidung aus Latex, eng wie Kondome, Sonnenhüte in Giftgrün, Kleider und Federboas in Quietschgelb und überhaupt Farbzusammenstellungen, die sonst als Beleidigung für die Augen gelten: Bei Schlagerkonzerten ist alles erlaubt.
Um 19.45 wird von zehn auf null runtergezählt, dann stürmt Kuhns siebenköpfige Band auf die Bühne. Die Anzüge apfelgrün, neonmagenta, orange und tuschkastenblau, die „singende Fönwelle“ hat sich für einen weißen Anzug entschieden. Mit „Sag mir quando, sag mir wann“ steigt er ein. „Diederrr“, begrüßen ihn seine Fans in breitem Hamburger Tonfall. Mit „Charlie Brown“, „Griechischer Wein“ und „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ geht die Tour de Force weiter. Die Fans flippen aus, jeder singt mit, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, die Texte sind Allgemeingut, denn Dieter Thomas Kuhn bedient sich ausschließlich bei Liedern, die in den vergangenen 50 Jahren von Kollegen bekannt und berühmt gemacht worden. Seine Band spielt die Gassenhauer deutlich schneller als die Originalversionen und bringt die 4000 mächtig in Schwung. Sonnenblumen aus Plastik werden geschwenkt, jeder tanzt so ausgelassen, wie das in der Enge überhaupt möglich ist. Kuhn covert Bata Ilic, Karel Gott und all die anderen Schlagerheroen, die seit dem Schlagerrevival in den 90er-Jahren Comebacks gefeiert haben oder nie an Popularität eingebüßt haben wie Udo Jürgens.
Am Freitag holt er mit „Der Junge mit der Mundharmonika“ wieder eine Nummer raus, die er lange nicht mehr im Programm hatte. Aber egal, welch schmissiges Lied er auch auspackt, seine Fans folgen ihm und singen und feiern und strahlen vor Glück. Hamburg ist für den Sänger aus Tübingen wie ein Heimspiel, seit er Mitte der 90er-Jahre hier zum ersten Mal auf einer Bühne auftauchte. Kuhns Popularität ist so groß, dass er Sonnabend ein zweites Konzert im Stadtpark gibt. Allerdings ist es restlos ausverkauft.