Die „Tagesthemen“ brauchen die Art von Glaubwürdigkeit und politischem Anspruch, wie sie der neue Moderator Thomas Roth in die Nachrichten der ARD einbringt.
Der Überraschungseffekt ist gründlich verpufft. Seit Tagen schon galt Thomas Roth, ARD-Korrespondent in New York, als gesicherter Nachfolger für den nach Tom Buhrows Abgang leeren Platz an Caren Miosgas Seite bei den „Tagesthemen“. Am gestrigen Dienstag hat die ARD die Personalie Roth nun auf der Intendantentagung bestätigt. Von der schnöden Erwartbarkeit mal abgesehen, ist diese Lösung eine sehr vernünftige. Eine unkomplizierte obendrein, denkt man an Konstellationen, die vorsahen, den Job mit zwei Teilzeit-Stellen zu besetzen oder Hamburg–New York als durch Gebühren finanzierte Pendlerstrecke zu etablieren. Beides wären Beispiele für eine ARD, der Senderproporz über Logik geht.
Thomas Roth dagegen ist ein Mann, dessen journalistische Verdienste wohl niemand ernsthaft anzweifelt. Er hat von vier Kontinenten berichtet, war Hörfunkdirektor, ist preisgekrönt. Mehr Vollblutjournalismus geht nicht. Diese Art von Glaubwürdigkeit und politischem Anspruch brauchen die „Tagesthemen“. Worin sonst besteht ihre Relevanz, wenn nicht in seriöser Nachrichtenvermittlung? Es ging bei diesem Posten nicht um einen Kampf Alt gegen Jung (der begabte Ingo Zamperoni), Mann gegen Frau, WDR gegen NDR. Sondern um die Entscheidung für einen profilierten Journalisten für diesen Posten. Er heißt Thomas Roth.