Bei leicht bewölktem Himmel begann das fünfstündige Konzert am Sonntag auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn – nicht nur Hamburger Bands haben umsonst und draußen gespielt und gesungen.

Hamburg. Kinderliedermacher Rolf Zuckowski und Schmidt-Theaterchef Corny Littmann schmiedeten für die Opfer des Hochwassers eine Elballianz und veranstalteten „Das Benefizkonzert für die Flutopfer entlang der Elbe“. Viele Sänger und Bands, nicht nur aus Hamburg, waren dabei. So kam es am Sonntag auf dem Spielbudenplatz an der Reeperbahn zu einem fünfstündigen Konzert, das Musiker quer durch alle Generationen und Stilrichtungen präsentierte. Moderiert wurde der bunte Reigen von Littmann selbst und dem künftigen „Hamburg Journal“-Moderator Ulf Ansorge (bisher Sat.1 und Klassik Radio).

Schlagersängerin Mary Roos war unter den ersten, die auf die Bühne gingen, gefolgt von Stefan Gwildis und Bill Ramsey. Später folgten unter anderem Annett Louisan, Karl Dall, Johannes Oerding, Anna Depenbusch, Pohlmann, Tonbandgerät und Sasha, bevor die Band Revolverheld den Abend beenden sollte.

Pünktlich um 18 Uhr ging es bei leicht bewölktem Himmel mit einem einstündigen Kinderkonzert los. Rolf Zuckowski trat mit den Chören Elbkinder (aus Blankenese), Stieglitze (aus Buxtehude) und der Lütt Speeldeel (aus Finkenwerder) auf. Zuckowski fand die richtigen Worte für Kinder und Erwachsene, als er erklärte, warum er spontan gemeinsam mit Corny Littmann das Benefiz-Konzert auf die Beine stellte: „Sammeln muss man, aber ein Zeichen zu setzen, ist auch wichtig.“ Auch in seinen Liedern beschwört der Liedermacher die Freundschaft und den gesellschaftlichen Zusammenhalt, so passten die Texte zum Anlass: „Und wieder muss es weitergehen (...) hab’ Mut zum Neubeginn.“

Als das Hochwasser begann, war der Liedermacher gerade in Tschechien auf Tour, später musste er wegen der Überschwemmungen eine Veranstaltung in Thüringen absagen. Das war der Auslöser für den Anruf bei Littmann. Der Intendant von Schmidt Theater und Schmidt’s Tivoli war sofort begeistert dabei. Beide organisierten ein Team, das innerhalb von zehn Tagen das Konzert plante und auf die Beine stellte. Polizei, Feuerwehr und der Bezirk Mitte bewilligten die Veranstaltung unbürokratisch in wenigen Stunden. Rund 90 Helfer des Deutschen Roten Kreuzes drehten während des Konzerts unermüdlich mit Sammeldosen ihre Runden für den guten Zweck, die unbürokratische und schnelle, auch finanzielle Direkthilfe für die Betroffenen.

Im Anschluss an den Auftakt mit Rolf Zuckowski setzten die Akteure des erfolgreichen Kinder-Musicals „Es war einmal“ aus dem Schmidt Theater das Kinderkonzert fort, dass vom Rap-Trio Deine Freunde schwunghaft beendet wurde. Der Komiker Don Clarke eröffnete das Abendprogramm, als ein heftiger Schauer die auf rund 5000 Besucher angewachsene Menge kurzfristig halbierte. Mary Roos schleuderte während ihres Auftritts vor einem Meer von bunten Schirmen ihre Stöckel von den Füßen und Stefan Gwildis stellte sich anschließend publikumssolidarisch samt Mikro vor die Bühne in den Regen. Dabei gelang es ihm Kraft seines Souls, den Regen zu beenden. Schon bald kehrten die ersten 1000 der vor dem Regen geflüchteten Zuschauer zurück und der Spielbudenplatz war wieder bis hinauf zum Operettenhaus gefüllt.

Im nächsten Block des Abends trat zunächst Andrea Sawatzki vor das Publikum, bevor Carolin Fortenbacher, Eddy Winkelmann, Annett Louisan und Gunter Gabriel das Konzert im Trockenen fortsetzten. Die Summe der Spenden stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Panik-Rocker Udo Lindenberg spendete bereits in der vergangenen Woche auf einer Benefiz-Veranstaltung 100.000 Euro für die Opfer des Hochwassers, das seit Anfang Juni verheerende Schäden anrichtete. Die Kosten für Sanierungen und Reparaturen werden nach Schätzungen weit höher ausfallen als nach der Jahrhundertflut von 2002, die Schäden von 11 Milliarden Euro verursachte.

Diesmal waren zwar viele Betroffene besser versichert, Bund und Länder stellen acht Milliarden zur Schadensbeseitigung zur Verfügung. Dennoch sind erneut Existenzen bedroht, stehen viele Unternehmen und Privatleute an der Elbe vor dem Aus. Nachdem viele Menschen spontan als Fluthelfer arbeiteten, spenden andere nun, um den Wiederaufbau zu ermöglichen. Auch die Elballianz setzt hier ein Zeichen.