Drei Tage lang diskutierten die rund 40 Medienexperten auch über ethische Entwicklungen im Medienbereich, Ombudsleute, Journalistikprofessoren und Vertreter von Medieninstitutionen aus Europa, den USA und Kanada.
Wie kann man die Qualität von Zeitungen steigern? Wie kann man Leser besser erreichen, auf ihre Anregungen und Beschwerden effektiver eingehen, als Medien glaubwürdiger werden? Über diese und andere Fragen diskutierten in Los Angeles Medienexperten aus aller Welt auf der jährlichen Konferenz der „Organization of News Ombudsmen“ (ONO), der weltweiten Vereinigung von Medienombudsleuten. Die Teilnehmer informierten sich u.a. auch in der Redaktion der "Los Angeles Times" und bei "NPR West", eine öffentliche, lose organisierte Zusammenarbeit von Hörfunksendern in den USA.
Alan G. Stavitsky, Ph.D., Journalistik-Professor von der Universität Newada, in Reno, sagte, Medien-Ombudsleute hätten eine immer wichtiger werdende Rolle in der Branche. „Indem sie die Medien beobachten, auf Fehler hinwiesen sorgen sie für mehr Genauigkeit, Verlässlichkeit, für mehr Transparenz”, so Stavitsky. „Das öffentliche Vertrauen in Journalisten und Zeitungen ist besonders in den USA sehr niedrig”, stellt der Medien-Wissenschaftler fest. Das sei eine große Chance für Medien-Ombudsleute, dort entgegen zu wirken, Vertrauen wieder zurückzuholen, gerade in schwierigen Zeiten mit rückläufigen Auflagen-Entwicklungen.
Drei Tage lang diskutierten die rund 40 Medienexperten auch über ethische Entwicklungen im Medienbereich, Ombudsleute, Journalistikprofessoren und Vertreter von Medieninstitutionen aus Europa, den USA und Kanada, darunter gegenwärtige und frühere Ombudsleute von der „Washington Post“, der „Los Angeles Times“, aber auch aus Lateinamerika und Indien. Das Hamburger Abendblatt war mit Leserbotschafter, Public Editor und Ombudsmann Ralf Nehmzow als einziges Medium aus Deutschland bei der ONO-Konferenz dabei, das Abendblatt wurde 2010 im ONO-Weltverband aufgenommen.
Leserbotschafter Ralf Nehmzow, der sich beim Abendblatt auf allen Plattformen um die gesamte Kommunikation mit den Lesern kümmert, als Public Editor und Ombudsmann um deren Beschwerden und Anregungen zur Zeitung, wurde jetzt erstmals in den Vorstand des Medien-Weltverbandes ONO berufen – als erster Deutscher überhaupt, zum Vorstand gehören u.a. ein Vertreter der „Los Angeles Times“ sowie Kollegen aus Australien, Kanada und Mexiko. Die Organisation engagiert sich unter anderem für Qualitätsjournalismus und die Pressefreiheit sowie für den Erhalt von ethischen Standards in den Medien.
Ombudsleute aus dem Bereich vermitteln bei Medienanliegen und Beschwerden der Öffentlichkeit zwischen Bürgern und den Medien. In der ONO sind u.a. frühere und gegenwärtige Ombudsleute der „Washington Post“, der „New York Times“, der „Le Monde” aus Frankreich sowie des britischen TV-Senders „BBC“ vertreten.
Stavitsky ging bei dem Kongress auch auf die zunehmende, dramatische Flut von Twittermeldungen ein – im Detail darauf, wie viel bzw. wie wenig sie oft als verlässliche Quelle wert seien, das werde deutlich am Beispiel der Tweets anlässlich des Bombenanschlags beim Marathon in Boston. Er zitierte aus den zum Teil besorgten Mitteilungen, wie etwa diesem Tweet: „Leute, nennt eure Quellen, wir brauchen keine Spekulationen”, twitterte einer, ein Beispiel von vielen, so der Medienwissenschaftler, der solche Tweets und deren Wert analysierte.
„Völlig klar ist, dass kritische Öffentlichkeit keine Ombudsleute ersetzen kann”, betonte Tarmu Tammerk, Ombudsmann von dem estonischen Radio Public Broadcasting, in Tallinn. Ignaz Staub, angesehener Ombudsmann für die renommierte Schweizer Tamedia-Gruppe, berichtete, dass es in der Schweiz derzeit 13 Medien-Ombudsleute gebe, „in einem relativ kleinen Land ist das ein Paradies.” Dagegen hat Indien beispielsweise nur einen Medien-Ombudsmann. Margreet Vermeulen aus den Niederlande, Ombudsmann von De Volkskrant in Amsterdam, zeichnete ein düsteres Bild in dem Bereich in ihrem Land. Derzeit existierten in den Niederlande 12 Ombudsleute, „die Zahl nimmt aber ab“, so Vermeulen. In Deutschland gibt es derzeit rund zehn Medien-Ombudsleute, die sich in einem Verband unlängst zusammengeschlossen haben. Man habe steigende Anfragen aus anderen Ländern zum Thema ONO und Medienombudsleute, berichtete ONO-Präsident Stephen Pritchard, Readers’ Editor beim „The Observer“, „die wissen wollen, was wir machen.“