Widerstand als Leitmotiv: Im Rahmen des Kirchentags wurde das Wirken des Theologen Bonhoeffer gewürdigt und seine unbeugsam kritische Haltung im Dritten Reich, ohne dass er selbst auftaucht. Stürmischer Applaus.

Hamburg. Eine Oper, die religiöse Fragen thematisiert, über jemanden zu schreiben, ohne dass er darin leibhaftig zu sehen ist? Arnold Schönberg hatte sich dieser heiklen Mission in „Moses und Aron“ gestellt, dort bleibt Gott unsichtbar. Im Rahmen des Hamburger Kirchentags sollte das Denken und Wirken des Theologen Dietrich Bonhoeffer gewürdigt werden, seine unbeugsam kritische Haltung im Dritten Reich sollte das Leitmotiv für die Oper „Vom Ende der Unschuld“ sein, ohne dass er selbst auftaucht. Die Uraufführung auf Kampnagel zeigte anschaulich, wie sehr man Probleme mit dem Ausmaß dieser Absicht haben kann.

Komponist Stephan Pfeiffer hatte in seiner Partitur so ziemlich alles zitiert, was die Musikgeschichte der letzten Jahrhunderte an Inspirationsmaterial hergab, von der streng ziselierten Stimmführung eines Heinrich Schütz über wagnerndes Gedröhne und Sarkasmus à la Schostakowitsch bis zum süffigen Opern-Schmalz eines Puccini und seriell konstruierten Passagen. Angesiedelt wurde die Parabel auf einem Bauernhof, dessen vom Schicksal gebeutelte Bewohner den Einflüsterungen eines Tyrannen namens Drako erlagen. Eine von ihnen – schlicht und blond und (wir sind in Deutschland) „Germa“ genannt – verfiel ihm mit Haut und Haaren, während ihr Bruder Heman den einsamen und letztlich scheiternden Mahner in der Wüste darstellte. Die Regie von Kirsten Harms strengte sich redlich (und phasenweise plakativ gelungen) an, dieses Gleichnis über Ohnmacht und Angst, Macht und Verführung fast ohne Bühnenfläche und Requisiten darzustellen, mitten im Vokal- und Instrumentalensemble aus Hamburger Camerata und Chören von St. Nikolai angesiedelt ebenfalls keine ganz leichte Aufgabe. Dirigent Matthias Hoffmann-Borggrefe und das Ensemble wurden am Ende für ihr Engagement stürmisch gefeiert.

Eine ausführliche Kritik lesen Sie in der Wochenend-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt

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