Hunderte Mitarbeiter und Leser demonstrieren in Dortmund gegen das Aus der Lokalredaktionen. Betriebsversammlung am Dienstag.
Dortmund. Die Angestellten der „Westfälischen Rundschau“ erhalten beim Kampf um ihre Arbeitsplätze Unterstützung von Lesern und Politikern. Gemeinsam mit Hunderten Menschen haben sie in Dortmund gegen die geplante Schließung der Lokalredaktionen der „WR“ protestiert. Die Veranstalter sprachen von etwa 1.200 Kundgebungsteilnehmern, die sich am Samstag in der Innenstadt versammelten. Laut Polizeischätzungen lag die Zahl bei 500 Demonstranten. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) kündigte weitere Proteste an. Nach Angaben des Betriebsrats haben zudem zahlreiche Unternehmen ihre Anzeigen storniert.
Mit der Demonstration wollten die Angestellten gemeinsam mit dem DJV und der Deutschen Journalistinnen und Journalisten Union (DJU) auf die geplante Entlassung von 120 Mitarbeitern aufmerksam machen. Der WAZ-Medienkonzern will die Lokalredaktionen der „Westfälischen Rundschau“ schließen. 120 Redakteure und Redaktionsmitarbeiter, die bislang für die 24 Lokalausgaben der Tageszeitung gearbeitet haben, verlieren ihren Job. Der Konzern nannte für den Schritt finanzielle Gründe. Die Berichterstattung für die „Westfälische Rundschau“ wird den Angaben zufolge ab Anfang Februar von anderen Verlagen sowie Zeitungen der WAZ-Mediengruppe beigesteuert. Die Zeitung soll weiter den Titel „Westfälische Rundschau“ tragen.
Die Demonstranten hielten am Samstag Banner mit Aufschriften wie „Die WAZ-Axt schlägt wieder zu“ und „WAZ-Gier kostet Meinungsfreiheit“ in die Höhe. Bei der Aktion bekundeten auch NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider und Medienministerin Angelica Schwall-Düren (beide SPD) ihre Solidarität.
Die Sprecherin des DJV-NRW, Silke Bender, sagte, die Teilnehmerzahl zeige, „dass es den Menschen nicht egal ist“. Ihren Angaben zufolge sind von der Schließung der Lokalredaktionen auch etwa 150 freiberufliche Journalisten betroffen, „die vor einer ruinösen Zukunft stehen“. Der stellvertretende Leiter Südwestfalendesk bei der „WR“, Volkmar Kah, sagte auf dapd-Anfrage: „Das ist schon ein deutliches Zeichen, dass eine ganze Region mitkämpft.“ Kah ist zudem stellvertretender DJV-Landesvorsitzender. Er betonte: „Natürlich tun solche Tage der Seele der Kollegen gut.“ Es hätten auch viele Mitarbeiter der anderen WAZ-Titel an der Kundgebung teilgenommen. Seinen Angaben zufolge erfahren die „WR“-Mitarbeiter am Dienstag (22. Dezember) auf einer Betriebsversammlung mehr über die Zukunft der Zeitung.
Den gekündigten Mitarbeitern sollen nach den Ankündigungen der Geschäftsführung bevorzugt frei werdende Stellen in der WAZ-Gruppe in Nordrhein-Westfalen angeboten werden. Außerdem soll es einen Sozialplan geben. DJV-Sprecherin Bender betonte, die meisten der betroffenen Mitarbeiter könnten nicht auf eine Weiterbeschäftigung hoffen und stünden vor dem Nichts. „Für 120 Menschen gibt es im WAZ-Konzern keine Arbeitsplätze.“ Sie kündigte weitere Protestaktionen an.
Der „WR“-Betriebsrat hatte in einem offenen Brief am Freitag die WAZ aufgefordert, die Schließungen rückgängig zu machen. Er warf den WAZ-Geschäftsführern Manfred Braun, Christian Nienhaus und Thomas Ziegler vor, das Aus habe keine finanziellen Gründe. „Die öffentlichen Reaktionen bestärken den Betriebsrat in der Auffassung, dass politische Hintergründe zu dieser falschen und katastrophalen Entscheidung geführt haben.“
In dem Brief schreibt der Betriebsrat zudem, zahlreiche Unternehmen hätten ihre Anzeigen aus der Zeitung zurückgezogen. Mittlerweile lägen die Verluste aufgrund etlicher Stornierungen in Millionenhöhe, hieß es. Die „Westfälische Rundschau“ erscheint seit 1946. Die Tageszeitung deckt das südliche Westfalen und das östliche Ruhrgebiet ab. Weitere WAZ-Titel in Nordrhein-Westfalen sind die „Westfalenpost“, die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ und die „Neue Ruhr / Neue Rhein Zeitung“.