In Michael Bogdanovs Inszenierung „Rot“ gibt Markus Boysen den grantelnden Maler Mark Rothko und Jacob Matschenz dessen jungen Gegenpart.
Das ist doch mal Theater mit Mehrwert: Die gefeierte Premiere von John Logans „Rot“ an den Hamburger Kammerspielen unterhält nicht nur, die Inszenierung von Michael Bogdanov ist auch sehr lehrreich.
„Rot“ ist gewissermaßen die nachgereichte Inszenierung zur großen Mark-Rothko-Ausstellung in der Kunsthalle vor ein paar Jahren. Und sie animiert dazu, sich auch nach dem Theaterbesuch weiter mit Rothkos Werken und denen seiner Zeitgenossen zu beschäftigen. Oder, je nach Vorbildung: überhaupt ganz grundsätzlich mit Malerei. Rembrandt, Van Gogh, Matisse, Picasso, Pollock, wer mit diesen Namen bisher wenig anfangen konnte, dem haut Markus Boysen in der Rolle des Rothko einen nach dem anderen um die Ohren.
Und trotzdem braucht niemand ein Kunstlexikon, um den Theaterabend zu verstehen oder genießen zu können, denn eigentlich geht es um die Auseinandersetzung eines versierten, arrivierten Künstlers mit einem Jungspund – und um den Wert von Kunst. Was ist Kunst und wenn ja wofür?
Die Fragen, die verhandelt werden, sind die ganzen großen, eine abschließende Antwort ist demnach nicht möglich. Aber ein Denkanstoß – was ja schon nicht wenig ist. Und man verfolgt als Zuschauer die Kabbeleien und Auseinandersetzungen der beiden Schauspieler - nach einer Anfangsaufwärmphase – gern.
Rothkos Assistenten gibt Jacob Matschenz als Gegenpart des grantelnden Boysen (der toll ist, allerdings bisweilen ein bisschen arg deklamiert) erfrischend und unbekümmert. Er hatte die Rolle von Robert Stadlober kurzfristig übernommen, als dieser bei den Proben ausgestiegen war. Und der Film- und Fernsehschauspieler hat seine erste Bühnenerfahrung hervorragend gemeistert – und sich über den großen Applaus am Schluss so ausgelassen gefreut wie schon lange kein Schauspieler vor ihm.