Das Finale erreichten Magier Dan Sperry, die Sänger Jean-Michel Aweh und Christian Bacotessa, Juliette Schoppmann und Laura Pinski.

Eine Schlangenfrau die Deutschland den Kopf verdrehen will, dies aber dann doch nur mit ihren eigenen Körperteilen tut, ein Duo das taktgenau zum Beat herumstehende Schrottautos zertrümmert und einige mehr oder weniger zukunftsträchtige Gesangstalente mit viel Pathos in der Stimme und noch mehr Glitzerregen über dem Kopf. Noch immer ist das Drama größer als das Talent, aber als RTL am Sonnabend erneut zur quotenträchtigen Star-Suche lud, da kam der Sender seinem deklarierten Anspruch wenn nicht nah, dann doch zumindest näher als bislang. Ja, das Halbfinale des „Supertalents“ wurde seinem Titel zumindest halbwegs gerecht.

Je mehr die RTL-Primetime Show sich ihrem Ende nährt, desto mehr wandelt sie sich von einer obskuren Freakshow zu einem Kabarett der Skurrilitäten mit zumindest zeitweise recht ordentlichem Entertainmentfaktor. Und der präzise formulierte Zweifel von Juror Thomas Gottschalk, ob er in der Schlangenfrau Lucky Franko, die rückwärts einer Hochzeitstorte entkriecht, eher einen „klinischen Befund oder ein Supertalent“ vor sich hat, den fühlt man als Zuschauer beim Betrachten der gesamten Show ja latent auch immer mit. Aber eben: Nicht mehr ganz so schlimm.

Viel Tanz und Gesang dominieren nun das Abendprogramm. Ein bisschen Akrobatik, ein bisschen Magie. Und noch immer müssen die Interpreten, Künstler und Aufmerksamkeitsneurotiker auf der großen Bühne mindestens ebenso über ihr dramatisches Schicksal (frühe Krebserkrankung, früher schwerer Unfall) überzeugen wie durch ihr vermeintliches Talent. Das gehört zur Show, der Zuschauer will ja nicht nur staunen, sondern auch fühlen.

Weil sein Auftritt im wahrsten Sinne des Wortes übernebelt wurde, die Bühne also voller Kunstnebel war, durfte der Opernsänger Simone Ciccarese sein „O Sole Mio“-Ständchen auch gleich noch einmal wiederholen. Und es zeigt sich, hinter der ganzen heißen Luft, dem großen Nebel aus Inszenierung, Überzeichnung und Effekthascherei, da finden sich auch wirklich einige Talente. Würde die Show den Fokus mehr auf sie legen, wäre viel gewonnen. Viel Unterhaltung und auch ein klein wenig Würde – das Potential haben einige der Kandidaten in jedem Fall.

Tatsächlicher Höhepunkt der Show war aber der schrill geschminkte US-amerikanische Illusionist Dan Sperry. Nicht dass er aus Michelle Hunziker kurzerhand ein lebendiges Voodopüppchen machte und sie mit zwei Nadeln durchstach, vielmehr seine Entertainmentfähigkeiten ließen ihn aus der Masse der Kandidaten deutlich rausstechen. Eine gute Show zu liefern ohne sich selbst zum Gespött zu machen, auch das ist ein Talent.


Beim ersten Halbfinale gelang am Ende fünf Supertalenten der Einzug in das große Finale am 15. Dezember: Magier Dan Sperry, die beiden Sänger Jean-Michel Aweh und Christian Bacotessa, die Ex-DSDS-Zweitplatzierte Juliette Schoppmann und Nachwuchstalent Laura Pinski. Am kommenden Sonnabend werden die weiteren fünf Kandidaten für das Finale ausgewählt.