Mit der Inszenierung von Madama Butterfly kann die Hamburgische Staatsoper am Sonntagabend einen Premierenerfolg verbuchen.

Hamburg. Am Sonntagabend bewies das Hamburger Opernpublikum wieder mal seine Launenhaftigkeit. Hätte man während der Premierenvorstellung von „Madama Butterfly“ insbesondere in der zweiten Hälfte eine Stecknadel fallen hören können, weil alle so gebannt, ja, womöglich ergriffen waren vom Bühnengeschehen, hagelte es beim Schlussbeifall für das französisch-belgische Regieteam Vincent Boussard (Inszenierung) und Vincent Lemaire (Bühne) dann doch wieder reichlich Buhrufe. Dennoch darf die Hamburgische Staatsoper mit Puccinis süffiger Tragödie einen schönen Premierenerfolg verbuchen.

Die Philharmoniker produzierten einen warm-intimen, differenzierten Orchesterklang (Dirigent: Alexander Joel), die Kostüme des Modeschöpfers Christian Lacroix sahen alle aus wie aus dem Schaufenster einer japanisch-amerikanischen Luxusboutique geklaut (wäre der Trenchcoat des Konsuls Sharpless blau statt beige und hätte er nicht so weite Glockenärmel, die sich bei Hamburger Regenwinden vermutlich unvorteilhaft blähen und den darunter getragenen Anzug ungeschützt der Nässe aussetzen, wäre er für den modebewussten Hanseaten der It-Mantel nicht nur dieser Saison). Und das Licht (Guido Levi) changierte in oft überraschenden Tönen.

Das Sängerensemble um den ausgezeichneten, nur im ersten Akt noch allzu strahlfreudig-lauten rumänischen Gast-Tenor Teodor Ilincai als B.F. Pinkerton agierte stimmlich und darstellerisch überzeugend. Cristina Damian als Butterflys Seelenschwester und Zofe Suzuki gab ihrem Sopran einen mütterlich-innigen Ton, Lari Vasars Sharpless besaß Noblesse und Charakter. Zu herausragender Form aber wuchs Alexia Voulgaridou in der Titelrolle heran: wie sie die Geisha Cio-Cio San, genannt Butterfly, durch alle Himmel und Höllen ihrer von vornherein zum Scheitern verurteilten Liebe zu diesem Hallodri von amerikanischem Marineoffizierspinsel namens Pinkerton jagt, ohne dabei jemals zu dick aufzutragen, wie sie atmet, flüstert und auch mal schreit, wie sie ihre schöne, intensive Stimme kontrolliert und wie vielschichtig sie diese Rolle in Gesten, Blicken und mit ihrer Körpersprache erfüllt: Das ist ziemlich sensationell. Ihr galten denn auch Huldigungen, wie man sie in Hamburger Opernpremieren nur selten erlebt. Kaum war der Vorhang gefallen und die erschöpfte, glückliche Sängerin allein vor ihn getreten, riss es mehrere Leute auf den teuren Plätzen beim Jubeln glatt aus den Sitzen.