Im Rathaus wurde auf Einladung der Grünen über die schwierige Zukunft von Hamburg als Modellregion Kinder- und Jugendkultur diskutiert.
Hamburg. Wer Kinder und Jugendliche langfristig und nachhaltig mit Kultur anfreunden will, braucht dafür einen langen Atem, gute Ideen und sichere Geldquellen. Nicht alles davon ist in ausreichendem Maße in Hamburg vorhanden, das ist das Fazit einer Diskussion im Bürgersaal des Rathauses, zu der Christa Goetsch, Kulturexpertin der Grünen, örtliche Akteure zu einer Diskussion eingeladen hatte. Offenbar trauern viele der Ära Karin von Welck nach, die als Kultursenatorin bei diesem Thema besonderen Sponsoren-Sammel-Eifer entwickelt hatte.
Alarmiert durch akute Befürchtungen, es werde im nächsten Doppelhaushalt der Kulturbehörde zu deutlichen Finanzierungslücken in diesem Bereich kommen, formierte sich hier der Wille zum konzertierten und konzentrierteren öffentlichen Widerspruch. Als Gast aus München angereist war Wolfgang Zacharias, Vorstand der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, der vor allem Grundsätzliches formulierte: Projekte zu erfüllen sei kein Anspruch strukturellen Förderns, man müsse in „Kultur- und Bildungslandschaften denken“, beim jahrzehntelangen Marsch auf dieses Ziel hin sei man noch lange nicht am Ende angekommen.
Vertreter der LAG Kinder- und Jugendkultur und von Stadtkultur Hamburg lieferten ihre lokalen Eindrücke, die diese Thesen bekräftigten. Stephan von Löwis (KinderKinder) berichtete beispielsweise von dem Wunsch, ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kultur auch in Hamburg zu etablieren – was allerdings an den mal wieder geringen Kosten scheitern würde: „28.000 Euro pro Jahr würden wir schon dafür brauchen.“ Margot Reinig (Kindermuseum) sagte zu den Bemühungen, Streichungen im sozialen Programm durch noch mehr Selbstausbeutung ihrer Miterarbeiter aufzufangen: „Damit wird auch kalkuliert - dass wir es einfach nicht übers Herz bringen.“
Auch die Vertreter der Politik übten sich im Schulterschluss für die Kleinen in der Kultur. CDU-Kulturexperte Dietrich Wersich betonte angesichts der absehbaren Verteilungskämpfe: „Die Kultur sollte sich nicht auseinandertreiben lassen.“ Er hält, wie schon bei den drohenden Tarifmehrkosten der Bücherhallen angedeutet, auch hier ein Nachjustieren der Regierung beim Kulturetat für möglich, „wenn es genügend politischen Druck gibt“.