Der Journalist Ruben Jonas Schnell möchte ein Musikprogramm zusammenstellen, das für Anspruch und Vielfalt steht.

Hamburg. Das Vorbild für Byte FM ist Radio One. Der Sender der britischen BBC ist seit Jahrzehnten eine Instanz für hochklassige aktuelle Popmusik. Aktuelle Trends der lebendigen britischen Musikszene werden aufgespürt, es werden junge Bands zu Sessions ins Studio geladen, Popgeschichte wird hörbar. In der deutschen Radiolandschaft gibt es nichts Vergleichbares. Bis jetzt. Byte FM möchte diese Lücke füllen, mit einem Musikprogramm, das für Vielfalt und Anspruch steht. Auf der Radioskala wird man den Sender allerdings vergeblich suchen, denn Byte FM ist Radio im Internet, morgen um 12 Uhr wird der erste Song abgespielt.

Der Macher und Gründer dieses Programms heißt Ruben Jonas Schnell, kommt vom College-Radio und macht seit 1991 verschiedene Musiksendungen für verschiedene Sender. Doch der 39 Jahre alte gebürtige Hannoveraner ist unzufrieden mit all den Mainstream-Programmen, die mit 400 bis 500 Songs auskommen, die immer und immer wieder gedudelt werden und die die Vielfalt der immer bedeutender werdenden Klub- und Festivalszene im Radio nicht mehr abbildet. Also hat er sich ein paar Räume im vierten Stock im Bunker auf dem Heiligengeistfeld gemietet und zusammen mit idealistischen Mitstreitern dort ein Studio installiert.

"Wir wollen klassisches Radio machen", sagt er. "Wir wollen das spielen, was in der modernen Popmusik wichtig ist. Eine Beschränkung mit Musikfarben und Playlisten gibt es nicht." Byte FM wird rund um die Uhr Programm machen, jeden Tag zwischen 16 und 24 Uhr mit aktuellen Sendungen, die am kommenden Tag zwischen 6 Uhr morgens und 16 Uhr wiederholt werden. Die Zeit nach Mitternacht ist für DJ-Sessions reserviert. Um ein abwechslungsreiches Programm fahren zu können, hat Schnell Kollegen von anderen Sendern aus ganz Deutschland angesprochen, er hat schreibende Journalisten gewinnen können, die mit ihrem Fachwissen Sendungen für Byte FM moderieren. Und er hat genug Kontakte zu Plattenfirmen, Klubbetreibern und Konzertveranstaltern, um Bands ins Studio zu bekommen oder Übertragungsrechte von Konzerten zu bekommen.

Kurz vor der Premiere ist Schnell und seinen Mitstreitern eine gewisse Nervosität anzumerken. Wird die Serverkapazität ausreichen? Werden alle geplanten Sendungen rechtzeitig eingehen? Oder wird der erfahrene Rundfunk-Moderator hinterm Mischpult eine Sendung improvisieren müssen? Der morgige Freitag wird in jedem Fall eine Improvisation. "Ein paar Moderatoren kommen mit Platten unterm Arm in den Bunker und werden in einem Staffellauf das Programm gestalten." Das könnte in der Tat so spannend werden wie ein 4x100-Meterlauf.

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