Der Jubilar hat sich zurückgezogen - allerdings hätte man ihm gerne zugesehen, wie er nicht feiert.

Hamburg. Harald Schmidt wird am 18. August fünfzig. Er wolle aber nicht öffentlich feiern, heißt es, nur im engsten Familienkreis. Im Urlaub. Das ist verständlich: Nichts ist furchtbarer, als sich vor laufender Kamera mit Geburtstagsüberraschungen überraschen zu lassen. Allerdings hätte man ihm gern dabei zugesehen, wie er nicht feiert: Nathalie und Manuel Andrack in Abendgarderobe, die Band vertont "Always look on the bright side of life", und das Ganze möglichst wieder auf einem Rheindampfer.

Aber das wäre wieder gewesen wie einst bei Loriot, und das passt nicht zu Schmidt. Was das Publikum von ihm erwartet, ist das Gegenteil von Beweihräucherung, nämlich der unangepasste Witz härteren Typs. Zum Beispiel: "Es heißt nicht überall Flatrate-Party. Zum Beispiel sonntagmorgens bei den Kollegen von DSF heißt es ,Doppelpass'". Unvergessen auch sein Kommentar zu einem Gerichtsurteil über einen Beamten und Viagra: "Daher ja auch die Formulierung ,ein ziemlich großer Beamtenstab'."

Das war es, was in Deutschlands behütetem Fernsehen gefehlt hatte. Wir haben hervorragende Nachrichtensendungen und hervorragende Comedians, aber keinen, der intelligent Nachrichten karikiert. Außer Harald Schmidt. Anfangs war das gewöhnungsbedürftig. Vor allem, weil er ja auch alles andere karikierte. Zum Beispiel die Senioren, die busweise zu seinen Shows gefahren wurden: "Man sollte wirklich davon absehen, den Rentnern schon vor der Show diesen billigen Rotwein anzubieten. Die Damen da vorne sind jetzt schon knülle."

Harald Schmidt war auch der Erfinder des Daueropfers. Jahrelang trug Herbert Feuerstein in "Schmidteinander" diese Bürde als Punchingball für Schmidts respektlose Witze und musste sich danach erst mal erholen (inzwischen macht er unter anderem Kreuzfahrten und wunderbare Reisebücher). Manuel Andrack verfügte über die ideale Mischung aus Leidensfähigkeit und Intelligenz, erinnerte aber manchmal an einen sedierten Lehrer. Er durfte nicht zu gut werden. Ein Schmidt braucht Gegenüber, die seine Wiese bespielen, aber bitte als Statisten.

Politiker haben sich deshalb nur selten in seine Sendung verirrt. Was machen eigentlich "Bild", "Focus" und viele andere Medien, wenn es irgendwann mal keine Schmidt-Sprüche mehr gibt? "Heute fährt die Generation Währungsreform mit der Harley zum Clapton-Konzert, wenn sie nicht gerade jede verfügbare Körperöffnung mit warmem Ayurveda-Öl beträufeln lässt" - so was fällt Bohlen nicht ein.

Wenn Schmidt privat gefeiert hat - mit Eltern, Lebensgefährtin Ellen Hantzsch und vier Kindern (das fünfte ist noch unterwegs) -, ehrt ihn die ARD nächste Woche mit dem 90-minütigen Geburtstagsfilm "Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern". Und offenbar gibt es genug Leidensfähige, die gern mit Schmidt gearbeitet haben: Etliche prominente Kollegen zeigen in dem Film ihm zu Ehren Kostproben selbst gemachter Hausmusik. Darunter Götz Alsmann, Elke Heidenreich, Thomas Gottschalk, Ingolf Lück, Helge Schneider und der stoisch Klavier spielende Herbert Feuerstein.

Dazu gibt es viele Ausschnitte aus Schmidts Shows, von "MAZ ab" (1988) über "Pssst . . ." und "Schmidteinander" (1990-1994) bis "Verstehen Sie Spaß?" und "Harald Schmidt". Leider nicht dabei: das Terzett Schmidt / Olli Dittrich / Bastian Pastewka mit dem Schlager "Meine kleine Schwester heißt Hedi", meine Lieblingsszene aus der Rheindampfersendung.

Wenn am 25. Oktober "Schmidt & Pocher" startet, muss sich erst noch zeigen, ob Oliver Pocher dem Altmeister gewachsen ist oder klammheimlich zu dessen neuem Opfer wird. Mit 50, heißt es, werden manche schon altersweise. Bei anderen beginnt erst die Spätpubertät. Bei Schmidt wird es vielleicht eine interessante Mischung.

  • Herr Schmidt wird 50, will aber nicht feiern. Freitag, 24.8. um 21.45 Uhr ARD