Eine Ausstellung im Kunstverein Harburger Bahnhof

Hamburg. "Remember this place" heißt es im Kunstverein Harburger Bahnhof. Und nicht nur einen, sondern gleich mehrere Orte gilt es hier zu erinnern. Orte, die von fünf Hamburger Künstlern und Künstlerinnen ausfindig gemacht wurden und die überwiegend eines gemein haben: Sie zeigen menschliche Räume, ohne dass der Mensch selbst auftritt. Ein Spiel von Anwesenheit durch Abwesenheit, inszeniert durch Bilder von Räumen, Wohnungen und Behausungen.

Überwiegend richtet sich das Interesse auf Orte, die im Verschwinden begriffen sind oder das Zeitliche bereits gesegnet haben. Etwa die entleerten Verkaufsräume des Brinkmann-Kaufhauses, die Oliver Heissner festhielt. Oder die kahlen Büros der LVA, die im Zustand ihres Leerstands plötzlich einen eigenartigen Nostalgie-Charme ausströmen. Noch standfest wie eh und je ragen hingegen kantige Kirchtürme aus der Altmark in den Himmel. Doch die sakralen Bauten, die Alexander Rischer und Martin Schuppenhauer aufnahmen, haben sich als lebendiger Mittelpunkt des Dorflebens verabschiedet. Sie sind zu Denkmälern ihrer selbst versteinert.

Was genau das Interesse an den zivilisatorischen oder kulturellen Schauplätzen begründet, ist keinesfalls evident. In einigen Fällen mag Spurensuche, die kritische Bestandsaufnahme von Zeichen einstigen Lebens, den Ausschlag gegeben haben. Doch existiert ein ganzes Motivationsbündel, das hier die Blicke auf menschenleere Orte richtet. Oder sie erst menschenleer macht.

Wie im Falle von Henrik Hold, der sich in Privatwohnungen, ins Levante-Haus und die Karstadt-Cafeteria begab, um vor Ort die Innenräume in traditionellen Techniken zu zeichnen. Hold gelingt damit eine bizarre, fast surreale Form der Entrückung, die gelegentlich an den Dänen Hamershoi erinnert.

Sehenswert ist das Video von Volker Kaminsky, das von einem Ort berichtet, dessen Aufgabe es ist, an einen Ort zu erinnern. "Alles was wir haben" erzählt von der ungewöhnlichen wie wechselvollen Geschichte des Heimatmuseums in Rotenburg/Wümme.

Und als Kontrapunkt zu allen realen und wirklichen Orten: fiktive Orte in Form von begehbaren Skulpturen. Tine Bay Lührssen lädt zur Begehung ihrer "Tools" ein - Symbiosen aus Gartenlaube und Rednertribüne oder Holzfass und rotem Teppich. Innerhalb des Ausstellungskonzepts fast schon ein subversives Unterfangen: ein Kunstwerk mit Menschen anzufüllen.

  • "remember this place", Kunstverein Harburger Bahnhof, Hannoversche Str. 85, bis 18. Juli: mi-so 14-18 Uhr.