Zur Verhandlung wegen des Papst-Titelbildes in Hamburg will die “Titanic“ einige Aktionen starten. Auch ein Mittelaltermarkt ist geplant.

Hamburg. Die mündliche Verhandlung über das umstrittene Papst-Titelbild der „Titanic“ vor dem Landgericht Hamburg wird zum Spektakel. „Wir werden als Redaktion gesammelt anreisen, um an dem Prozess als Beobachter teilzunehmen“, kündigte der Chefredakteur des Satiremagazins, Leo Fischer, am Dienstag an. Außerdem werde die Redaktion das Gespräch mit Kirchenvertretern und Journalisten suchen und sich einen Tag vor dem Prozess symbolisch an den Michel ketten.

Fischer hat das Magazin auch mit der russischen Band Pussy Riot verglichen. „Der Prozess gegen Pussy Riot hat die Welt für Einschränkungen der Meinungsfreiheit durch entfesselte Autokraten sensibilisiert“, erklärte Chefredakteur Leo Fischer am Dienstag in Frankfurt.

Vertreter der Satire-Partei „Die Partei“ planen Fischer zufolge einen Mittelaltermarkt mit Jongleuren, Tanzbären, einem Pranger und der „Möglichkeit, eine Hexe zu verbrennen (symbolisch)“. Dies sei als Anspielung auf „die Lebenswelt des Papstes“ gedacht.

Bei dem Prozess prallen Welten aufeinander: auf der einen Seite Papst Benedikt XVI., der persönlich gegen das Cover vorging und auf der anderen Seite die Satirezeitschrift, die kaum Tabus kennt und immer wieder auch die Missstände in der katholischen Kirche anprangert.

Gegenstand des Verfahrens ist die Juli-Ausgabe der „Titanic“. Das Cover zeigte den Papst mit einem großen gelben Fleck auf der Soutane. Auf dem Titel hieß es in Anspielung auf den Skandal um den Verrat von internen Dokumenten: „Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!“. Auf der Rückseite wurde er von hinten mit braunem Fleck und dem Kommentar „Noch eine undichte Stelle gefunden!“ gezeigt.

Der Papst hatte eine einstweilige Verfügung erwirkt, weil er sich dadurch in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt fühlte. Das Landgericht Hamburg verbot die weitere Verbreitung des Titelfotos. Dagegen wiederum legte die Zeitschrift Widerspruch ein.

Für die „Titanic“ hat sich die Aufregung unabhängig vom Ausgang des Verfahrens schon jetzt gelohnt. Die Juli-Ausgabe sei ausverkauft gewesen und auch die Abonnentenzahlen seien in die Höhe geschossen, sagte Fischer. Die Redaktion kämpfe aber auch für die Satire- und Meinungsfreiheit, beteuerte er. „Wäre es uns nur um den wirtschaftliche Erfolg gegangen, hätten wir es auf dem Verbot beruhen lassen können. Aber wir wollen, dass die Menschen den Titel wieder kaufen und lesen können.“

Er warf dem Papst vor, sich „wie ein Kirchenfürst im Mittelalter“ aufzuführen. Dies sei unerträglich. „Deswegen werden wir dieses Verfahren auch in die höchsten Instanzen tragen“, kündigte er an.

Fischer zufolge wurden bislang 39 „Titanic“-Ausgaben verboten. Die Kirche sei achtmal juristisch gegen die „Titanic“ vorgegangen, bislang ohne Erfolg. Die Bischofskonferenz wollte sich am Dienstag nicht zu dem Verfahren äußern.