Von Freitag bis Sonntag spielen mehr als 120 Bands und DJs auf dem Hamburger Festival. Auch Frittenbude und Tocotronic treten auf.

Hamburg. Es ist wieder Dockville, wenn man unter dunkel dräuenden Wolken auf St. Pauli losradelt und auch bald die erste Dusche folgt. Wenn dann hinterm alten Elbtunnel der Regen stoppt, man durch den Hafen fährt und der Blick auf Michel und Kräne schnell für die Nässe entschädigt. Selten springt einem wie auf dieser (kurzen) Festival-Anreise so sehr das Gefühl an, einfach mitten drin zu sein in diesem schönen, schäbigen, sexy Hamburg. Die urbane Lage auf der Industriebrache in Wilhelmsburg ist Alleinstellungsmerkmal und Glücksfall zugleich, auch bei der sechsten Ausgabe des Pop- und Kunst-Openairs. Denn es zeigt eine spannende Seite der Stadt jenseits blank polierter Fassaden.

Den Einlass zum Festival versüßt der satte Soul der jungen Hamburger Band Sarah Jaminn, die direkt neben dem Eingang auftritt. Ein von Sträuchern gesäumter Weg führt weiter auf große und kleinere Lichtungen mit sechs Bühnen und zahlreichen Kunstwerken. Es riecht würzig und süßlich nach Wald und Wiese. Die Luft weht ganz weich. Die Laune ist auf Expedition eingestellt. Denn das Dockville möchte nicht alles auf einen Blick präsentieren, sondern setzt auf entspannte Reizüberflutung, also aufs Entdecken. Natürlich auch von neuen Talenten. So darf One Million Steps, ebenfalls eine junge Band aus Hamburg, die Hauptbühne „Grossschot“ anwärmen, bevor dort am Abend internationale Headliner wie Maximo Park und Hot Chip aufspielen.

+++ Drei Tage lang fließt alles bei Dockville in Wilhelmsburg +++

Während das Rock-Quintett ein Lied über den Strand spielt, tummeln sich unter den frühen Festivalgästen im Nieselregen bereits zwei Wrestler und ein Hase. Ein Junge nimmt seine Freundin Huckepack und dreht eine Runde mit ihr zwischen den Verkleideten. „Trinken hilft“ besagt ein Aufkleber auf seinem Shirt. Ein Sticker der Initiative Viva Con Agua, die wie jedes Jahr auf dem Dockville vertreten ist. Deren Engagement passt zu dem Werk des Künstlers Tasek: Unter dem Titel „PET-Malstrom“ lässt er Plastikflaschen vom Boden aus in den Himmel aufsteigen. Ein schönes Recycling. Von der Butterland-Bühne driftet Elektrosound herüber. Es bleibt spannend. (bir)

Dockville bis 12.8., Reiherstieg (Shuttle ab S Vettel), Tageskarte: Sa 40,-, So 30,-; 2-Tageskarte: 60,-; www.msdockville.de