Nach dem umstrittenen Juli-Titel nimmt das Satiremagazin das Kirchenoberhaupt jetzt auch auf den Titel der August-Augabe. Bischofskonferenz: “Kein Kommentar“. Gegen das umstrittene Cover vom Juli hatte der Papst eine einstweilige Verfügung erwirkt.

Berlin. Das Satiremagazin „Titanic“ hat auch in seiner neuen Ausgabe ein provokantes Bild von Papst Benedikt XVI. auf den Titel gehoben. Gegen das umstrittene Cover vom Juli hatte der Papst eine einstweilige Verfügung erwirkt. In der August-Ausgabe der Zeitschrift, die am Freitag erschien, ist wieder eine gewagte Fotomontage des Oberhauptes der katholischen Kirche zu sehen - dieses Mal mit Fingerfarb-Handabdrücken sowie mit Kussspuren auf der Soutane und einem Kussmund auf seiner Wange. Auf seinen Händen ist eine rote Flüssigkeit zu sehen.

+++ Titanic-Streit: Der Fleck muss weg +++

Das Magazin titelte dazu: „Kein Grund zu klagen: Der Papst bleibt sauber!“ Die Deutsche Bischofskonferenz wollte sich nicht zu dem neuen Titel äußern. „Kein Kommentar“, sagte Sprecher Matthias Kopp auf dapd-Anfrage.

Das Cover des Juli-Heftes zeigte den Papst mit einem ganz ähnlichen Motiv, jedoch mit einem großen gelben Fleck auf der Soutane. Auf dem Titel hieß es in Anspielung auf den Skandal um den Verrat von internen Dokumenten: „Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden!“. Auf der Rückseite wurde er von hinten mit braunem Fleck und dem Kommentar „Noch eine undichte Stelle gefunden!“ gezeigt.

Der Papst fühlt sich dadurch in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und hat eine einstweilige Verfügung erwirkt. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte kritisiert, die „Titanic“ überschreite „jedes Maß an Zumutbarem“. Das Landgericht Hamburg hatte die weitere Verbreitung des Titelfotos verboten und bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld angedroht. Dagegen hat die „Titanic“ Widerspruch eingelegt, über den noch entschieden werden muss. Einen Termin für eine mündliche Verhandlung gebe es noch nicht, sagte ein Gerichtssprecher am Freitag.

„Titanic“-Chefredakteur Leo Fischer sagte der Nachrichtenagentur dapd mit Blick auf die neue Ausgabe, er schließe eine weitere Klage nicht aus. „Ich halte alles für möglich“, fügte er hinzu. Es ist das erste Mal, dass ein Papst zivilrechtlich gegen die „Titanic“ vorgeht.

„Wir danken dem Heiligen Vater für sein Interesse an unserem Magazin und bitten erneut um den päpstlichen Segen“, sagte Fischer in einer Mitteilung gewohnt ironisch. Das Verbot der vergangenen Ausgabe habe eine Auflagensteigerung von mehr als 70 Prozent bewirkt, in den Bahnhofsbuchhandlungen sei die Ausgabe ausverkauft gewesen. „Nun hoffen wir, dass der Heilige Stuhl auch diesen neuen Titel ähnlich abwegig und rufschädigend interpretiert.“

Nach einer ersten Schätzung wurden etwa 40.000 Exemplare mehr verkauft, wie Fischer mitteilte. An den Kiosken werden nach seinen Angaben normalerweise 50.000 bis 70.000 Exemplare verkauft, es gibt 20.000 Abonnenten. Auf die Frage, ob der Papst noch auf weiteren Titelbildern zu sehen sein wird, sagte Fischer: „Wir hoffen, dass uns der Papst nicht zu einem weiteren Cover mit ihm zwingt. Bisher hat es nur Björn Engholm geschafft, dreimal in Folge auf dem Titelbild zu erscheinen.“

Beim Deutschen Presserat sind mittlerweile etwa 175 Beschwerden gegen das „Titanic“-Titelbild vom Juli eingegangen, wie Sprecherin Edda Kremer auf dapd-Anfrage sagte. Sie kamen vor allem von Privatleuten, aber auch von Pfarrern und katholischen Organisationen. Kritisiert wird unter anderem die Verletzung der Persönlichkeitsrechte, der Menschenwürde oder der Würde des Amtes. Viele Katholiken sehen sich den Angaben zufolge auch in ihrer persönlichen religiösen Auffassung geschmäht. Der Beschwerdeausschuss des Presserates wird voraussichtlich am 27. September über die Beschwerden entscheiden.