Journalistin Paula Lambert lockt für ihr Sexmagazin “Im Bett mit Paula“ auf ZDF.kultur Schauspieler, Moderatoren und DJs in ihr Schlafgemach.
Berlin. Die 1990er-Jahre haben uns nicht nur die Energiesparlampe gebracht, sondern auch die Erotik-Shows im Fernsehen. Zum Beispiel "Tutti Frutti", "Peep!" und "Wa(h)re Liebe". Die Einschaltquoten waren gut, aber nicht alle Zuschauer waren begeistert. "Jeden Donnerstagabend sehe ich Ihre Sendung, in der ein alter Mann auf einer Couch sitzt und sich als alte Frau verkleidet hat", schrieb ein Zuschauer der Moderator(in) Lilo Wanders, und Hugo Egon Balder musste sich gefallen lassen, dass man ihn öffentlich als "Tittenonkel" oder "Schmuddel-Egon" bezeichnete.
Jetzt gibt es "endlich wieder ein Sexformat im deutschen Fernsehen" (O-Ton ZDF), und Bettina Kasten, die zuständige Redakteurin, fügt hinzu, angesichts der vielen Kochsendungen habe man einfach mal sehen wollen, "was nach dem Kochen passiert". Deshalb gibt es jetzt - etwas schamhaft versteckt im Spartenkanal ZDF.kultur - die Sendung "Im Bett mit Paula".
Gastgeberin ist die Journalistin Paula Lambert, die im wirklichen Leben Susanne Frömel heißt, aber seit Jahren unter dem genannten Pseudonym Kolumnen für die Männerzeitschrift "GQ" schreibt. Zum Beispiel über den Gesichtsausdruck von Menschen, die gerade aus dem Sexshop kommen, oder über den neuen Männertick, sich alle Körperhaare abzurasieren beziehungsweise ausreißen zu lassen. Was Lambert aus Sicht der Mainzer offenbar für die Aufgabe prädestiniert.
Und tatsächlich wirkt die 38-Jährige komplett angstfrei, wenn sie in ihrem Doppelbett sitzt. Im Gegensatz zu den Männern, die zwar abgebrüht tun, wenn sie das Schlafzimmer betreten, dann aber doch deutliche Paniksignale aussenden. Egal, ob sie verkünden, "die geilsten Pornos aus den 70ern" zu kennen (RP Kahl), oder ob sie sich ängstlich an einem Plüschtier festhalten (Peer Kusmagk).
Nein, sie selbst geniere sich nicht für die Sendung, sagt Lambert. Auch nicht den eigenen Eltern gegenüber? "Die", antwortet die Münchnerin amüsiert, "freuen sich über meine Fertigkeit, meine Existenz zu bestreiten." Im Übrigen gebe es keine Scham, wenn man bei dem, was man tue, bei sich sei. Von der "Sexpertin" erfährt man in der ersten Sendung, dass sie mal mit einem Franzosen liiert gewesen ist. Der habe sich beim Sex maximal "zwei-, dreimal" in ihr bewegt und dann immer gesagt: "Uff - c'est ça pour moi" (Uff - das war's für mich). Das ist komisch. Komisch ist auch, was Männer für Vorstellungen von Frauen haben. Auf Lamberts Frage, was sie wohl glaubten, wie viele Frauen einen Dildo hätten, antwortet einer der "Mundstuhl"-Jungs: "90!" Und der andere: "Mindestens 80!" Und beide gucken wie die Kuh, wenn's donnert, als Lambert sagt: "20."
+++ Kommentar: Die richtigen Knöpfe gedrückt +++
Womit wir bei der Dramaturgie wären. Jede Sendung der sechsteiligen Staffel dauert 30 Minuten, und jedes Mal lädt Paula Lambert zwei Männer in ihr Bett ein. An diesem Sonntag plaudert sie beim Auftakt mit Ex-Viva-Moderator Nils Bokelberg und Arthouse-Regisseur RP Kahl, am nächsten Wochenende mit Ex-Dschungelkönig Peer Kusmagk und dem Schauspieler Timo Jacobs, am 22. Juli mit DJane Gloria Viagra und Schauspieler Dominic Boeer. Am 29. Juli sind dann der Kabarettist Murat Topal und Rundfunkmoderator Danko Rabrenovic dran, am 5. August der Berliner Türsteher Frank Künster und der Schauspieler Constantin von Jascheroff. Den - vorläufigen? - Schlusspunkt setzen dann am 12. August "Mundstuhl" und Stumpen von "Knorkator".
Alle Beteiligten sind bei diesen Schlafzimmer-Begegnungen übrigens komplett bekleidet (Nils Bokelberg trennt sich in der Affenhitze nicht mal von seiner Strickmütze!), was die Sache ästhetisch im Rahmen hält. Gedreht wurde in Berlin. In einer sogenannten Ferienwohnung, in der es sonst Touristen krachen lassen. Diese gehört zum überaus angesagten Internetcafé "St. Oberholz".
Für Paula Lambert, die bereits zwei Sachbücher zum Thema Sex vorgelegt hat - "Keine Panik, ich will nur Sex" und "Eine Frau mit Penetrationshintergrund" - ist es der Einstieg in die Fernsehmoderation. Sie spricht von einem Format, "in dem wir alles weglassen, was irgendwie schmierig ist", und sie hat Recht: "Im Bett mit Paula" ist nichts für Voyeure. Allerdings muss man sich schon irgendwie für die B- oder C-Promis interessieren, die sich zu ihr unter die Decke trauen - eine richtige Berühmtheit ist bisher nicht darunter.
"Im Bett mit Paula" Sonntag 22 Uhr, ZDF.kultur