Wilhelm Werner war 40 Jahre Aufseher, Tischler und Hausmeister der Kunsthalle. 150 Werke, die er in dieser Zeit sammelte, sind ab Sonntag ausgestellt.

Hamburg. Ab Sonntag ist in der Hamburger Kunsthalle eine ganz besondere Ausstellung zu sehen – die ihres eigenen Aufsehers, Tischlers und Hausmeisters. Diese Jobs nämlich erfüllte Wilhelm Werner von 1886-1975 fast 40 Jahre lang in der Hamburger Kunsthalle mit Leben. In dieser Zeit sammelte der kunstbegeisterte Handwerker mehr als 500 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, die er meist von befreundeten Künstlern erwarb. "Die Sammlung des Hausmeisters Wilhelm Werner“ mit rund 130 Werken ist von Sonntag, 18. September an bis 15. Januar 2012 zu sehen.

Werner war nach seiner Tischlerlehre zuerst als Hilfsaufseher 1914 an die Kunsthalle gekommen. In den 20er Jahren kam er in Kontakt mit der „Hamburgischen Sezession“, einer Gruppe von jungen, experimentierfreudigen Künstlern, die vom Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit geprägt waren. Er schloss zahlreiche langjährige Freundschaften mit Künstlern, tischlerte ihnen Rahmen und erhielt im Gegenzug Bilder. Einige unterstützte er in der NS-Zeit durch den Ankauf ihrer Werke.

Der Hausmeister wohnte mit Frau und Tochter im Souterrain der Kunsthalle und pflegte dort ein gastliches Haus. Er selbst wird als zurückhaltend und in sich gekehrt beschrieben. Vor allem im 2. Weltkrieg machte er sich um die Kunsthalle verdient. Während der Bombardierung Hamburgs löschte er auf dem Dach Brandbomben und verhütete damit größere Schäden.

Ein besonderer Coup gelang ihm 1937, als Werke der modernen Kunst von den Nazis als „entartet“ beschlagnahmt werden sollten. Sieben Bilder von Anita Rée (1885-1933) versteckte er in seiner Sammlung. Nach Kriegsende sortierte er sie heimlich wieder ein. „Er hat nie ein Wort darüber verloren“, so Kurator Ulrich Luckhardt. Erst nach seinem Tod gab seine Frau Anna das Geheimnis preis.

Der erste Raum der Ausstellung zeigt Portraits von Werner und seiner Familie , die ihm befreundete Maler geschenkt hatten. Werner sammelte vor allem Bilder von Heinrich Stegemann (1888-1945), Fritz Flinte (1876-1963), Willem Grimm (1904-1986) und Eduard Hopf (1901-1973). Für Hopf etwa tischlerte er einen speziellen Malkasten, der ein Malen auf Reisen ermöglichte. Augenscheinlich schätzte er vor allem Landschaftsmotive, aber auch Stillleben und Portraits. An Abstraktem oder Manieristischem fand er offenbar keinen Gefallen.

Nach seiner Pensionierung 1952 zog Werner mit seiner Sammlung in eine Wohnung nach Hamburg-Barmbek und führte dort trotz seiner Schätze weiterhin ein bescheidenes Leben. Heute gehört die Sammlung seinen Erben, die sie für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben. Die Kunsthalle war nach Luckhardts Worten erst vor vier Jahren von einer Enkelin darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Sammlung noch erhalten sei. (epd)

Weitere Infos unter hamburger-kunsthalle.de