Angeblich soll es im Gremium eine Veränderung geben. Soll einfach mal wieder Abwechslung in die Jury kommen oder steckt mehr dahinter?
Beim vom Zeitschriftenhaus Gruner + Jahr ("Stern", "Geo") vergebenen Henri-Nannen-Preis bahnt sich ein Umbau der Jury an. Wie es in Verlagskreisen heißt, tragen sich die Chefredakteure Kurt Kister ("Süddeutsche Zeitung") und Giovanni di Lorenzo ("Die Zeit") sowie der "FAZ" -Herausgeber Frank Schirrmacher mit dem Gedanken, das Gremium zu verlassen. Bei Gruner + Jahr heißt es auf Anfrage, dass die Zusammensetzung der Jury turnusmäßig immer mal wieder verändert werde. Zu konkreten Veränderungen wollte sich der Verlag nicht äußern.
Man kann den Umbau der Jury aber auch mit der Verleihung und anschließenden Aberkennung des Henri-Nannen-Preises 2011 in der Kategorie Reportage an den "Spiegel" -Redakteur René Pfister in Verbindung bringen: Pfister hatte den Preis für ein Porträt des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer bekommen. Aberkannt wurde ihm die Auszeichnung, weil er zu Beginn seines Textes die Modelleisenbahn in Seehofers Hobbykeller beschreibt, ohne sie selbst je gesehen zu haben.
In der Jury war die Aberkennung strittig. Manche Juroren empfanden sie als unverhältnismäßig - weniger weil nach Angaben Seehofers Pfisters Schilderung absolut korrekt war. Sondern weil der Reporter an keiner Stelle seines Textes behauptet hatte, in dessen Keller gewesen zu sein. Schirrmacher kritisierte in einem Aufmacher des "FAZ"-Feuilletons die Aberkennung scharf. Auch Kister hatte in der Jury gegen die Aberkennung votiert. "Zeit"-Chef di Lorenzo gehörte dagegen zur Jury-Mehrheit, auf deren Beschluss, Pfister den Preis zurückgeben musste.
Der neue Medienautor des "Spiegels", Stefan Niggemeier, nimmt publizistisch wenig Rücksicht auf Befindlichkeiten seines Auftraggebers. Am Montag hatte er Johannes B. Kerner vorgeworfen, dessen Sat.1-Magazin von Spiegel TV Infotainment verantwortet und zum Jahresende eingestellt wird, er produziere "Glitschigkeit". Dagegen hatten sich noch am selben Tag "Spiegel TV"-Redakteure in der Redaktionskonferenz des Blattes verwahrt. Am Dienstag ging Niggemeier in seinem Blog hart mit Michael Jürgs ins Gericht ("Michael Jürgs' Rotz"). Der Buchautor und ehemalige "Stern" -Chefredakteur schreibt nicht nur ab und an für den "Spiegel", sondern berät auch dessen Chefredaktion. Ihm warf Niggemeier Textrecycling vor und zitierte zwei nahezu identische Passagen aus zwei verschiedenen Stücken, die Jürgs beide für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" verfasst hatte. Zudem mokierte er sich über den Stil des 66-Jährigen und dessen jüngstes "Spiegel"-Stück, in dem Jürgs eine nicht ganz stilsichere adipöse Jugendliche "fettarschiges Leggingsmädchen" nennt.
Aufregung herrscht bei der Gruner+ Jahr -Tochter G+J Editors, in der Kundenzeitschriften produziert werden. Dort kündigt der Verlag etwa 15 bis 20 festen freien Mitarbeitern, sogenannten Pauschalisten. Die meisten von ihnen, aber nicht alle, werden anschließend als Redakteure fest eingestellt. Ihre angeblich untertariflichen Gehälter sollen 25 Prozent unter ihren bisherigen Honoraren liegen. G+J Editors wolle "die Zusammenarbeit mit ausgewählten freien Mitarbeitern intensivieren", sagt ein Verlagssprecher. Man habe ihnen "individuelle Angebote gemacht", was bei den meisten "zu einer Festanstellung" führe. Viele Mitarbeiter würden tariflich, manche auch über Tarif bezahlt. Der Sprecher bestätigt, dass ein Mitarbeiter, der mit dem Angebot unzufrieden ist, gegen den Verlag klagt.