Die alten Animositäten sind abgehakt. Die Rapper Sido und Bushido haben gestern in Berlin ihr erstes gemeinsames Album “23“ vorgestellt
Berlin. Am Anfang lief alles wie geölt. Erst flogen einem im Nebel der Lasershow Klangfetzen aus dem ersten Gemeinschaftswerk von Sido und Bushido um die Ohren ("... ein Schiff wird versenkt ... jetzt bin ich plötzlich auch Geschäftsmann ... adieu, altes Leben, mach's gut ..."), und dann schwirrten abgesäbelte Leichenteile durch die Luft.
Die offizielle Vorführung des elegant inszenierten, aber kruden Musikvideos belebte noch einmal den Mythos von den bösen deutschen Gangster-Rappern - "Wir zwei sind so was wie die letzten Samurai ...", die im wahren Leben längst ein spießig-konventionelles Millionärsleben leben. Und die auch gar keinen Hehl daraus machen, dass es ihnen in erster Linie ums Geld geht.
Es ist in den vergangenen Monaten ist viel darüber geschrieben worden, dass sich der smarte Bushido mit seinem vermeintlichen einstigen Intimfeind Sido zusammengetan hat, um eine gemeinsame Platte zu machen. Vom Kriegsende war martialisch die Rede und von der Kollaboration der Quoten-Rüpel. Die Plattenfirma Sony Music hat vom "Megaprojekt des Jahres 2011" gesprochen und ein großes Tamtam um den ersten gemeinsamen Auftritt der beiden Herren gemacht.
Der hat nun also gestern in Berlin stattgefunden. Und erwartungsgemäß hat Bushido dabei das große Wort geführt. Die gemeinsame Arbeit am Album "23" sei "aufregend wie das erste Mal knutschen" gewesen, hat er erklärt. Natürlich nur in einem übertragenen Sinne, obwohl - Männer habe er natürlich schon mal geküsst, nicht auf den Mund, schließlich sei er persönlich hetero, aber gegen Schwule habe er selbstverständlich gar nichts, und überhaupt sei ihm bis heute unverständlich, wie man das denken könne. Beweis: Er habe Wowereit gewählt, und mit wem der in die Kiste steige, sei ihm egal.
Bushidos neuer Freund Sido hat sich währenddessen etwas gelangweilt in seinem Sessel gelümmelt und ab und an ironisch laut gelacht.
Mag sein, dass das, was die beiden Musiker machen, für bestimmte Migrantenkids tatsächlich noch so etwas wie eine Offenbarung ist. Für Sido und Bushido selbst ist es nur noch ein Geschäft. Privat höre er ganz andere Sachen, hat Bushido gestern den staunenden Journalisten erklärt: "Wenn ich bei McDonald's arbeite, dann gehe ich doch nicht auch noch bei McDonald's essen."
Anschließend haben beide noch einmal versichert, dass sie ihre Animositäten endgültig beigelegt hätten. "Alles ist abgehakt." (Sido) "Vergeben und vergessen." (Bushido) "Entweder komplett oder gar nicht." (Sido) "Jetzt gucken wir nach vorne, wir sind Männer." (Bushido) Allerdings war es Sido direkt anschließend danach, mit den anwesenden Medienvertretern Krach anzufangen. "Pressekonferenzen", pöbelte der 30-Jährige unvermittelt, "sind der allergrößte Scheiß!" Seiner Ansicht nach sei die ganze Veranstaltung eine komplette Zeitverschwendung gewesen: "Ich glaube, eure Leser werden enttäuscht sein!"
Und plötzlich fand Bushido auch, dass ihm niemand eine einzige vernünftige Frage gestellt habe, weshalb das Ganze "für 'n Arsch" sei. "Bei mir", verkündete der 33-Jährige, "kommt noch das Pech dazu, dass ich mir gern beim Reden zuhöre. Meistens bin ich der Klügste in meiner Umgebung!"
Witzigerweise hat Bushido dann noch gemeint, dass er keine Starallüren habe. "Obwohl ich ein Star bin!"Und damit war dann auch irgendwie alles gesagt.