Als er im Jahr 2003 anfing als Filmfest-Chef, sah Albert Wiederspiel, 50, in der heißen Phase vor seinem Festival immer aus wie ein fröhlicher, beleibter Nikotin-Junkie auf Schlafentzug. Die Augen glänzten wie zwei schöne grüne Murmeln in einem Meer aus Übernächtigungsgrau. Da rauchte er noch Kette, die alljährliche Pressekonferenz verlegte er bald vom Vormittag im Kino auf einen Abendtermin an einen Ort, an dem er rauchen durfte.
Heute, zwei Wochen vor dem neunten Filmfest unter seiner Regie, wirkt Wiederspiel so was von entspannt, das kann nicht nur an der erfolgreichen Hypnotherapie liegen, mit der er sich vor fünf Jahren die Qualmerei abgewöhnte. Nach acht Jahren leidenschaftlichen Dienstes am Film und an den Hamburger Fans der Filmkunst dürfte die gestiegene Lässigkeit auch der gestiegenen Routine im Job zu verdanken sein. Und einem glücklichen Privatleben: Seit drei Jahren sind Wiederspiel und der Schauspieler und Sänger Gustav Peter Wöhler vor Recht und Gesetz ein Paar. Schon lange vorher traten sie als die liebenswertesten und einander zumindest vom Erscheinungsbild her ähnlichsten Glimmer Twins des Hamburger Kulturlebens in Erscheinung. Albert Wiederspiel wurde in Warschau geboren, wuchs in Kopenhagen auf und studierte in Paris. Der cineastische Kosmopolit wohnt in St. Georg - und hat noch mehr als eine Abstellkammer für seinen Koffer in Berlin.