Das Musikfest Bremen beginnt mit Bach, Klassik light und anderen Herausforderungen
Bremen. Das Musikfest Bremen trägt das Wort "Fest" nicht nur im Namen, die Eröffnung des 22. Musikfestes am Sonnabend war tatsächlich so etwas wie eine Party rund um den Roland. Die Stadt hatte sich ins beste Licht gesetzt, Renaissancefassaden und gotische Kirchen waren stimmungsvoll illuminiert, und der Einzelhandel lockte mit einer langen Shopping-Nacht.
Die Initiatoren des Musikfestes wiederum hatten sich zur Bespielung der Innenstadt das Konzept "3 aus 24" ausgedacht: An acht Spielstätten spielten acht verschiedene Ensembles, vom Symphonieorchester bis zum Jazz-Quintett, 24 Konzerte. Drei davon konnte man sich herauspicken. Und so war der Domplatz bis kurz vor Mitternacht rappelvoll mit lustwandelnden Konsumenten und Konzertbesuchern.
Kunstpuristen zucken bei solch enger Allianz von Kunst und Kommerz reflexartig zusammen. Doch der Musikfest-Intendant, Geiger und Alte-Musik-Experte Thomas Albert versteht sich ebenso gut auf barocke Klangrede wie auf die Sprache der Wirtschaft. So vollbringt er das Wunder, hanseatischen Kaufleuten den Löwenanteil des Budgets aus den Taschen zu locken für ein Festival, das nicht primär auf große Stars, sondern auf Perlen für Kenner und Genießer setzt.
Das einzig Unreine beim Gastspiel des Bach-Gurus Masaaki Suzuki und seines Bach-Collegiums in St. Petri waren denn auch einige Misstöne der Barocktrompeten. Ansonsten boten die Japaner beim Magnifikat Originalklang-Bach auf Weltniveau. Herausfordernde Musik des 21. Jahrhunderts gab es beim Seoul Philharmonic Orchestra in der Glocke. Das in Europa noch kaum bekannte Orchester spielte unter der Leitung von Myung-Whun Chung u. a. das Konzert für Sheng und Orchester der Koreanerin Unsuk Chin.
Betont konsensfähig war nur die Musik im Stadtparlament: Im Haus der Bürgerschaft präsentierte das Echo-Preis-prämierte Ensemble "Spark" seine Kreuzfahrt durchs ästhetische Bermudadreieck zwischen Pop, Minimal-Music und Klassik Light.