Am 27. August beginnt das Bremer Musikfest. Das renommierte Festival präsentiert die deutsche Erstaufführung von Peter Brooks “Zauberflöte“
Hamburg. Die kleine, nur eine Zugstunde entfernte Hanseschwester an der Weser lässt den großen Bruder an der Elbe in den kommenden Wochen mal wieder neidisch große Augen machen. Am Sonnabend beginnt mit gewohnt exquisitem und vielseitigem Programm das 22. Bremer Musikfest (musikfest-bremen.de). Dass die Betonung hier auch auf dem Fest liegt, unterstreichen die Organisatoren Jahr für Jahr mit ihrer "Großen Nachtmusik", die den diesmal bis zum 17. September dauernden Konzertreigen eröffnet.
Mit nur einem Ticket erhält das Publikum zu drei Anfangszeiten zwischen 19.30 und 22.30 Uhr Zutritt zu drei unterschiedlichen Konzerten, die jeweils eine Dreiviertelstunde dauern und in acht verschiedenen Spielstätten rund um den Marktplatz geboten werden. Die Ensembles spielen in sich abgeschlossene Programme, die Zuhörer wandern von Saal zu Saal und erleben ihre Innenstadt als ein an diesem Abend in 1000 Klängen zwischen Orchester, Kammermusik, Chor und Jazz schwingendes Kontinuum.
Solche Konzertdramaturgie profitiert vom Segen der Überschaubarkeit einer Stadt. Doch schon vor neun Jahren begann das Bremer Musikfest aus den Stadtgrenzen herauszuwachsen. Unter der Devise "Runter mit den Deichen in den Köpfen" verordnete der Gründungsintendant Thomas Albert, im Hauptberuf Professor für Violine an der Hochschule für Künste Bremen, seinem Festival ein geordnetes Wachstum in die Region. Dass die bremische Landnahme mittlerweile bis nach Stade reicht, vor die Tore Hamburgs, und im kommenden Jahr gar die Staatsgrenze zu den Niederlanden überwunden werden soll, ist nicht etwa bremischem Größenwahn zuzuschreiben. Zum einen trägt Albert dem Umstand Rechnung, dass viele Leute, die in Bremen ihr Geld verdienen, im Umland wohnen und auch ein Recht auf die Segnungen bremischer Kulturideen haben. Vor allem aber hat sich das Musikfest die Pflege der reichen Orgellandschaft in Nordwestdeutschland, die vielfach mit dem Namen Arp Schnitger verbunden ist, auf die Fahnen geschrieben. In diesem Jahr richtet sie deshalb als Fest im Fest ihr "2. Arp Schnitger Festival" aus.
In St. Wilhadi in Stade führt Masaaki Suzuki mit dem Bach-Collegium Japan am 29. August Bachs "Matthäus-Passion" auf. Während man darüber streiten kann, was das österliche Werk im Hochsommer verloren hat, ist die erwartungsvolle Vorfreude auf die deutsche Erstaufführung von Peter Brooks "Zauberflöten"-Deutung (28. bis 30. August) ungeteilt. Sieben Sänger, zwei Schauspieler, ein Klavier: Mehr braucht der Altmeister nicht für einen wohl unvergesslichen Mozart-Abend.