Mit 30 Jahren hat es Williams weit gebracht. Mehr als 25 Spielfilme und zwei Oscar-Nominierungen gehen auf das Konto der Schauspielerin.

Los Angeles. Ihre beiden Oscar-Nominierungen holte sich Michelle Williams (30) mit den glänzenden Porträts frustrierter Ehefrauen. In „Brokeback Mountain“ verliebt sie sich in den wortkargen Cowboy Ennis Del Mar (Heath Ledger), der seine heimliche Liebe zu Jack Twist (Jake Gyllenhaal) weiter auslebt. Die Nebenrolle als argwöhnische und verletzte Partnerin brachte ihr 2006 die erste Oscar-Nominierung ein. Die zweite – als beste Hauptdarstellerin - folgte im vergangenen Frühjahr für ihre Szenen einer Ehe mit Ryan Gosling in „Blue Valentine“. Die schmerzliche Love Story läuft am 4. August in den deutschen Kinos an.

Besonders stark ist Williams in ihren zerbrechlichen Rollen. Ohne dramatische Gesten, nur mit dem Blick ihrer Augen bringt sie gebrochene Herzen und dünne Nerven überzeugend rüber. Der plötzliche Tod von Heath Ledger, Vater ihrer jetzt fünf Jahre alten Tochter Matilda, mag ihre Fragilität auf der Leinwand noch verstärkt haben. Der „Dark Knight“-Star war im Januar 2008 im Alter von 28 Jahren an einer Medikamentenüberdosis gestorben. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Paar schon getrennt, aber als Eltern waren sie noch eng verbunden. „Mein Herz ist gebrochen“, sagte Williams wenige Wochen nach Ledgers Tod.

Der Drehstart für ihr nächstes Projekt – „Blue Valentine“ – wurde damals verschoben. Mit Rücksicht auf die nun alleinerziehende Mutter wurde der Drehort von Los Angeles nach New York verlegt: Williams zieht Matilda nicht in Hollywood, sondern in Brooklyn groß.

Sie selbst wuchs in der Kleinstadt Kalispell im ländlichen US-Bundesstaat Montana auf. Von der Schauspielerei besessen verließ sie schon mit 15 Jahren die High School, zog als Teenager aus dem Elternhaus aus und ging nach Hollywood. Nach kleinen TV-Auftritten bekam sie eine Hauptrolle in der Teenie-Serie „Dawson’s Creek“. Darin spielte sie an der Seite von Katie Holmes das freche Großstadtgirl Jen Lindley.

Mit einem Gespür für komplexe Rollen landete Williams schnell beim Independent-Film. Nach „The United States of Leland“ (2002) und „Station Agent“ (2003) holte Wim Wenders den vielversprechenden Newcomer für „Land of Plenty“ vor die Kamera. Darin mimt sie eine junge Missionarstochter, die in Los Angeles mit der Welt eines Vietnamveteranen konfrontiert wird.

Nach ihrem Durchbruch mit „Brokeback Mountain“ (2005) legte Williams eine Drehpause ein. Noch im gleichen Jahr brachte sie Ledgers Tochter zur Welt. 2007 standen sie in dem Bob-Dylan-Spielfilm „„I’m Not There“ ein letztes Mal gemeinsam vor der Kamera. Ledger war einer von sechs Akteuren, die den Sänger in verschiedenen Lebensphasen darstellten, Williams spielte Model und Muse Coco Rivington.

In dem Absteigerdrama „Wendy & Lucy“ (2009) wurde Williams zu einer Aussteigerin, die mit ihrem Hund auf der Suche nach Arbeit in die Wildnis von Alaska zieht. In „Mammut“ (2010) spielte sie unter der Regie des Schweden Lukas Moodysson eine reiche New Yorker Ärztin in einer schweren Lebenskrise. Die Kulissen könnten nicht gegensätzlicher sein, doch Williams überzeugt gleichermaßen als Obdachlose und als Karrierefrau.

Der zierliche Star des Independent-Dramas fällt neuerdings mehr und mehr aus seiner angestammten Rolle. Martin Scorsese konnte Williams für den Psychothriller „Shutter Island“ gewinnen, als depressive Ehefrau von Leonardo DiCaprios Figur. Sogar an Marilyn Monroe wagt sich Williams heran. Mit Kenneth Branagh und Emma Watson drehte sie unlängst „My Week with Marilyn“. Darin mimt sie die 30-jährige Blondine am Londoner Set für den Film „Der Prinz und die Tänzerin“, den Monroe 1956 mit Laurence Olivier drehte. Und nun steigt Williams auch noch in die Märchenwelt ein. Gerade sind die Dreharbeiten für den Fantasy-Film „Oz, the Great and Powerful“ angelaufen. Bestimmt kann die „Drama-Queen“ auch als gute Fee die Zuschauer verzaubern.