In den 80er-Jahren war Cyndi Lauper eine Pop-Queen, heute ist sie in der Laeiszhalle “nur“ eine Sängerin aus Queens.
Laeiszhalle. Im vergangenen Januar waren die Arte-Zuschauer aufgerufen, aus 50 Künstlerinnen die zehn "Queens Of Pop" zu wählen. Eine dieser zehn Diven wird nun bei der Final-Gala am 30. Juli in den Fischauktionshallen - Ina Müller, Kate Nash und MiMi singen live - auf dem größten Thron platziert. Sehr wahrscheinlich wird es Madonna sein, vielleicht auch Lady Gaga. Cyndi Lauper hingegen hat es nicht in die Endauswahl geschafft.
Dabei hat Cynthia Ann Stephanie Lauper, wie es am 22. Juni 1953 in ihrer New Yorker Geburtsurkunde stand, ihren oben erwähnten Kolleginnen einiges vorgemacht. Als 1983 ihr mit den Hooters eingespieltes Album "She's So Unusual" erschien, war der Name wirklich Programm. Cyndi Lauper war ungewöhnlich, schimmernd wie ein Regenbogen, grell wie die Mittagssonne, faszinierend und unaufhaltbar wie eine Naturgewalt. Das Spiel mit dem eigenen Image und jugendlichen Leitmedien wie dem damals noch neuen Musikfernsehen perfektionierte sie souverän.
Erscheine lieber ungewöhnlich: Aus heutiger Perspektive mag die Mischung aus mehrfarbig getönter Löwenmähne, Glitzer-Lipgloss und Kaleidoskop-bunter Kleidung schlicht scheußlich erscheinen, damals aber war ihr zerzauster Paradiesvogel-Look das kreative Maß aller Dinge - aufgebaut auf ihren Erfahrungen als Verkäuferin in New Yorker Secondhand-Läden und langjährige Entertainerin in diversen Rock-Coverbands.
Dass nur zwei Songs auf "She's So Unusual" aus Laupers Feder stammten, war der künstlerische Preis, den die Songschreiberin Lauper für den Plattenvertrag zahlte. Aber es hat sich gelohnt. Neun Millionen Fans ließen sich von den schillernden 39 Minuten anstecken. Vor allem natürlich von "Girls Just Want to Have Fun", "Time After Time" und "She Bop". Einmal gehört - und dann nie mehr vergessen. Beim besten Willen nicht.
Es hagelte Auszeichnungen und Titelgeschichten von "Rolling Stone" über "Newsweek" bis "Time", die sie als neue weibliche Ikone des Pop feierten. Jedes Detail war - Lady Gaga, wir schauen auf Sie - eine Meldung wert, und sei es ihr störendes Schmuckgeklimper bei den Aufnahmen der Allstar-Benefiz-Single "We Are The World".
Mit diesem Rückenwind begann Lauper, sich mehr Freiheiten zu nehmen. Für das zweite, 1986 mit Doppel-Platin veredelte Album "True Colors", schrieb die Pop-Queen aus Queens nicht nur den Großteil der Songs, sondern schwang sich auch als Produzentin mit hinter das Mischpult.
Cyndi Lauper hatte sich als Künstlerin etabliert - um anschließend bessere Kritiken als Verkäufe zu bekommen. Das Lob der Reife und der Gastmusiker (Eric Clapton, Bootsy Collins) des dritten Albums "A Night To Remember" (1989) wog den enttäuschenden Absatz inklusive abgesagter Tournee und Gemäkel aus den Büros der Plattenfirma nicht auf. Der Zeitgeist zog längst mit Alternative-Rock und Grunge in die 90er-Jahre, Cyndi Lauper wechselte enttäuscht ins Filmfach, blieb dort aber ebenso unauffällig wie mit ihren folgenden acht Alben.
Zuletzt erschien 2010 das von Blues-Coverversionen bestimmte Werk "Memphis Blues", dem in den USA immerhin die beste Chartsplatzierung - 26 - seit 1986 gelang. Was aber bleibt, ist natürlich vor allem "True Colors", auch im Sinn der Regenbogenfarben. Seit Mitte der 90er-Jahre setzt sich die glücklich verheiratete, katholische Mutter engagiert für die Rechte von Schwulen und Lesben ein. Im Geist der "Human Rights Campaign" steht Lauper für eine frei gelebte Identität, so bunt wie die Pop-Queen Cyndi Lauper der 80er und so selbstbestimmt wie die Cyndi Lauper aus Queens von heute.
Cyndi Lauper heute 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 35,40; www.cyndilauper.com