Die Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche übergab den Preis in Hamburg an Vertreter der Konzerne RWE, EnBW, Vattenfall und E.ON.

Hamburg. Der Negativpreis der Journalistenvereinigung "Netzwerk Recherche", die "Verschlossene Auster", geht in diesem Jahr an die Atomkonzerne RWE, EnBW, Vattenfall und EON. Die Auszeichnung ist am Sonnabend in Hamburg an Vertreter der vier Unternehmen übergeben worden. „Sie haben beschönigt, beeinflusst und verheimlicht“, erklärte die Journalistenvereinigung zur Begründung.

„Der Preis wurde bisher immer verliehen für schlechte Kommunikation, er wurde verliehen dafür, dass der Öffentlichkeit nichts oder wenig gesagt wurde“, unterstrich Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“, in seiner Laudatio. Diesen Vorwurf könne man der Atomindustrie nicht machen: „Die Atomindustrie kommuniziert wie der Teufel.“

E.ON-Kommunikationschef Guido Knott nahm das zum Anlass, die Grundlage der Verleihung anzuzweifeln: „Offenbar sollten wir den Preis auf Teufel komm raus erhalten. Daher haben Sie einfach alle Vergabekriterien über Bord geworfen“, monierte er. „Ich nehme den Preis entgegen – ich nehme ihn jedoch nicht an“, stellte er klar.

„Die Atomkonzerne werden ausgezeichnet für gefährliche, einseitige, marktmächtige Information, für Verharmlosung von Gefahren und für exzessiven Lobbyismus“, stellte Prantl in der Laudatio heraus. Sie würden ausgezeichnet für das „Verschweigen von Unfällen“, die dann nur Störfälle genannt würden, für ihre „schleichend-beschönigende Beeinflussung der politischen Sprache“.

Mit massiver Lobby-Arbeit hätten die Konzerne über Jahre Atomkraft als sichere und sauberer Chance zur Energieversorgung angepriesen, heißt es in der Begründung von Netzwerk Recherche weiter. Sie hätten jahrzehntelang die Wahrheit in ihrem Sinne verdreht, Politik massiv unter Druck gesetzt und die Gefahr von Atomkraft gegenüber der Öffentlichkeit unter dem Deckmäntelchen des Klimaschutzes heruntergespielt, meinte die Jury.

In Vorjahren ging die „Verschlossene Auster“ unter anderem an den damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn, das Internationale Olympische Komitee, den Bundesverband der Banken und an die Katholische Kirche. (dapd/dpa/abendblatt.de)