Warum fahren so viele Menschen auf diese eine Stelle in Hamburgs Rotlichtviertel ab, die man schlicht "die Tanke" nennt? Es gibt dort Benzin, Bier, Kaffee, Lebensmittel und offensichtlich noch mehr, das alle anlockt: Prostituierte und Pastoren, Punker und Polizisten, Party-Gänger und die feinen Pinkel.
Antwort: "Die Tanke" ist eigentlich eine große Theaterbühne. Der Regisseur ist Lars Schütze, 43 Jahre alt, immer mit rotem Pulli, blond, 1,88 Meter groß und energisch, was hier kein Fehler ist. Weil die Gäste nicht nur die Hauptdarsteller, sondern in vielen Fällen auch wenig handzahm sind, erfordert der Betrieb mit 30 Mitarbeitern eine klare Organisation.
Das funktioniert so: Draußen wird Benzin gezapft und ab Mitternacht Bier getankt. Drinnen sitzt an der rechten Kasse 1 der Schichtleiter; dahinter befinden sich der Kaffee-Tresen (die Klatschbasis der Nachbarn) und der Super- und Getränkemarkt.
Lars Schütze taucht in der großen Anlage (mit Waschstraße und Tiefgarage) immer und überall mal auf. "Ich cruise da rum", sagt er. "Häufig als Konfliktmanager." Das macht er sehr ruhig und mit offensichtlichem Talent. Der Diplom-Kaufmann ist in Hamburg geboren, machte sein Abitur auf St. Pauli und war Soldat. Nach dem BWL-Studium wurde er Juniorchef. Der Familienvater geht auch gern tanzen (Hans Albers Eck) und hat einen Lieblingsautor: Pater Anselm Grün.