Hamburg. "Hey! Hey! Hey Boss, ich brauch mehr Geld", röhrt der Country- und Schlagersänger Gunter Gabriel mit seiner tiefen, nasalen Stimme ins Mikrofon. Begleitet wird er countryesk zupfend am Bass von Petr Rehak, einem ehemaligen Mitglied der Band um Karel Gott. Plötzlich unterbricht Gabriel den Song. "Einmal traf ich Helmut Kohl, und der sagte mir: Du Arschloch bist schuld an der wirtschaftlichen Misere in Deutschland." So hört es sich an, wenn Gunter Gabriel eine musikalische Lesung gibt.
"Wer einmal tief im Keller saß" heißt seine Biografie, aus der er am Donnerstagabend in der Fabrik vorlesen will. Doch der Lebemann ist irgendwie kein Lesemann, obwohl er sich selbst so nennt. Nur selten trägt er direkte Passagen aus dem Buch vor. Lieber erzählt er frei kleine Anekdoten aus seinem bewegten Leben, immer garniert mit viel Humor und Prominenz.
"Gefällt euch eigentlich die Quatscherei oder soll ich lieber singen?", fragt Gabriel beinahe unsicher ins Publikum. Dem gefällt beides. Und so spielt der Schlagersänger seine Lieder, solche, die er für andere Interpreten schrieb, und diverse Johnny-Cash-Coverversionen. Mit dem 2003 verstorbenen Countrymusiker fühlt er sich besonders verbunden. Ein Blick in die bestuhlte Halle der Fabrik offenbart klaffende Lücken in den Zuschauerreihen. Lieber hätte er im La Paloma auf der Reeperbahn gespielt, sagt er. Am Ende zeigt er sich jedoch versöhnlich: "Diese Fabrik war genau die richtige Fabrik." Nach dem Konzert gibt es noch eine Autogrammstunde. O yeah!