„Schiffsverkehr“-Tournee: Herbert Grönemeyer tauchte das HSV-Stadion in einen bunten Rausch der Gefühle und begeisterte die Massen.
Hamburg. Hamburg Nebelschwaden wabern durch die Arena, die Abendsonne sucht sich ihren Weg durch Spalten und Eingänge. Dann erklingt ein Nebelhorn. Und Jubel aus tausenden Kehlen brandet auf.
Wo sonst 22 „Männer“ um einen Ball kämpfen, steht heute ein einziger im Mittelpunkt. Die zweite Station von Herbert Grönemeyers „Schiffsverkehr“-Tournee heißt Hamburg. Genauer gesagt, das große Rund in Stellingen, das für altgediente Fans immer das Volksparkstadion bleiben wird.
Dass der Namenspatron für Tour und Album am Anfang steht; erwartbar. Das eher sperrige „Kreuz meinen Weg“ direkt hinterherzuschicken; schon überraschender. Zum Ausgleich wird es danach schwer eingängig: „Fernweh“, die ewige Pärchen-Hymne „Halt mich“ und „Bochum“ sind ein Trio, das sämtliche Ränge zuverlässig von den Sitzen reißt. „Sie mag nur Musik nur, wenn sie laut ist“? Grönemeyer liefert wie bestellt. Bis auf kaum zu vermeidende leichte Echos klingen Stimme und Instrumente klar durch das blau-weiß-schwarze Rund.
Doch nicht nur technisch, auch dramaturgisch ist das Konzert hervorragend ausbalanciert. Melancholie und Lebensfreude reichen sich die Hand. Nach Trauer und Zorn, nach „Der Weg“ und „Auf dem Feld“ bricht sich mit „Kopf hoch, tanzen“ der unerschütterliche Optimismus wieder Bahn. Und wer hätte gedacht, dass „Alkohol“, dieses Lied gewordene Leid des Suchtkranken einmal zum euphorisch gefeierten Hit werden könnte...
Drei Stunden lang "Bleibt alles anders" beim Herbert, dieser Ikone des deutschen Pops. Und selbst nach dem traditionellen Ende, dem Gutenachtlied, hat er noch nicht genug. Noch einmal steigt er auf die Bühne, improvisiert ein letztes Lied, bevor er sich endgültig verabschiedet. Mehr Konzertabend kann man sich von niemandem wünschen.