Die Schau „Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht“ zeichnet den Weg des ehemaligen SS-Mannes nach, der die Ermordung der Juden mitverantwortete.
Berlin. 50 Jahre nach Beginn des Prozesses gegen den Holocaust-Täter Adolf Eichmann widmet sich erstmals in Europa eine Ausstellung diesem Thema. Die Schau „Der Prozess – Adolf Eichmann vor Gericht“ im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors in Berlin zeichnet den Lebensweg des ehemaligen SS-Mannes nach. Im Mittelpunkt steht der Prozess in Jerusalem, der am 11. April 1961 eröffnet wurde. Die Ausstellung wird am heutigen Mittwoch für Besucher eröffnet und ist bis zum 18. September zu sehen.
Gezeigt werden originale Filmaufnahmen Eichmanns und Überlebender aus dem Prozess. Eichmann hatte die Ermordung eines Großteils der Juden mitzuverantworten. Auf sein Konto ging unter anderem die Deportation ungarischer Juden 1944 nach Auschwitz, die er als Führer eines Sonderkommandos verantwortete. Im Januar 1942 führte er das Protokoll der Wannsee-Konferenz, auf der die Vernichtung aller Juden in Europa beschlossen wurde.
Eichmann wurde 1906 in Solingen geboren. 1932 schloss er sich den österreichischen Nazis an und trat später in die SS ein. 1935 wurde er in eine neue, speziell für Juden zuständige Abteilung versetzt. Nach dem Krieg tauchte er unter und floh mit Hilfe eines vatikanischen Passes nach Argentinien. Von dort entführte ihn der israelische Geheimdienst Mossad im Mai 1960.
Eichmann, dessen Prozess vor 50 Jahren, am 11. April 1961, vor dem Jerusalemer Bezirksgericht begann, musste sich unter anderem wegen Verbrechen gegen das jüdische Volk, Verbrechen gegen die Menschheit und Kriegsverbrechen verantworten. Eichmann stritt alles ab, was sich nicht aus Dokumenten beweisen ließ. Nach 275 Stunden Verhör und mehr als 3.500 Seiten verkündete das Gericht am 11. Dezember 1961 das Todesurteil. Am 31. Mai 1962 wurde Eichmann gehenkt.
Die Verhandlung war ein großes Medienereignis. Im Licht der Öffentlichkeit stand nicht nur ein Täter des Holocausts. Erstmals erhielten auch die Schilderungen der Opfer weltweit Aufmerksamkeit.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann hatte die Ausstellung anlässlich des 50. Jahrestages des Eichmann-Prozesses eröffnet. Besonders im geteilten Deutschland habe die Gerichtsverhandlung in Jerusalem die öffentliche Resonanz erreicht, die den Nürnberger Prozessen der Siegermächte in den Jahren 1945 bis 1949 verwehrt geblieben sei, erklärte Neumann.
Die Ausstellung, die vom Dokumentationszentrum Topographie des Terrors , der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz initiiert wurde, ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Der Katalog kostet 15 Euro. Darüber hinaus gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm mit Zeitzeugengesprächen, Filmpräsentationen sowie Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen.
+++ LESEN SIE AUCH DEN ARTIKEL: Tür an Tür mit dem NS-Verbrecher Adolf Eichmann +++