Großer Applaus für “Drei Orchesterstücke“ in der Laeiszhalle: Das NDR Sinfonieorchester spielte Werke von Schubert, Mahler und Berg.

Hamburg. Gustav Mahler mochte die Musik von Franz Schubert, als Dirigent setzte er sie gern aufs Programm. Alban Berg wiederum war fasziniert von den Klängen, die Mahler in die Welt gesetzt hatte. Es war also ein beziehungsreiches Programm, in dem das NDR Sinfonieorchester am Freitagabend in der fast ausverkauften Laeiszhalle Werke von Schubert, Mahler und Berg in eine Reihe stellte.

Alan Gilbert ging Schuberts "Rosamunde"-Ouvertüre, die gern auch als Knaller in Rossini-Manier gespielt wird, sehr bedächtig an, als wolle er allerletzte Nuancen der raffinierten Konstruktion und Klangschönheit herauskitzeln - ein Konzept, das nicht durchgängig aufging; dafür ist diese Melodram-Einleitung dann doch ein wenig zu schlicht.

Bariton Thomas Hampson, derzeit Weltreisender in Sachen Mahler-Lieder, der in Hamburg derzeit als Artist in Residence bei den Elbphilharmonie-Konzerten öfter mal Station macht, hatte sechs Lieder ausgewählt, die Mahler in einer Klavierfassung hinterlassen hatte. Luciano Berio hat sie elegant, respektvoll und kongenial für ein Sinfonieorchester arrangiert.

Schade, dass Hampson nicht seinen besten Tag erwischt hatte - deutliche Kratzer auf manchen Tönen machten eine recht angeschlagene Stimme hörbar; zusammen mit häufig eingesetzter Kopfstimme und manchem manirierten Akzent ließ das viele Passagen inhomogen wirken. Die wunderbare Artikulation und Ausstrahlung des Sängers machten das aber fast wieder wett, und seine Interpretation von "Um Mitternacht" ging direkt unter die Haut.

Mahler auch nach der Pause: das Adagio, das als einziger Satz seiner 10. und letzten Sinfonie als vollendet gilt. Mahler hatte sich an die Ränder der Tonalität vorgearbeitet; Krisen und Verlustängste im Privaten trieben ihn um, seine Musik suchte Auswege und Hoffnung. Alan Gilbert, dem das NDR Sinfonieorchester auf den kleinsten Wink bereitwillig folgt, breitete diese Untiefen spannungsvoll und fast schmerzhaft emotionsgeladen aus.

Von Mahlers Fragment seiner "Zehnten" führt ein direkter Pfad zu Alban Bergs nur wenige Jahre danach entstandenen "Drei Orchesterstücke op. 6", aus denen die große Bewunderung für Mahler in fast jedem Takt herauszuhören ist. Berg experimentierte hier mit Klangfarbenspielen, verlässt sich aber noch weitgehend auf die Formeln spätromantischer Musiksprache.

Die Orchesterstücke waren komprimierte Klang-Mahlereien zwischen selbstverlorener Melancholie, kecker Harmoniebehauptung und instrumentalen Schockeffekten bis hin zu dem übergroßen Hammer, der das dritte Stück mit einem gewaltigen Schlag beendete. Gilbert und seine Musiker bewegten sich traumwandlerisch sicher in diesen brechenden Welten. Der gewaltige Applaus war verdient.