In einem Unplugged-Konzert spielen die “Tarzan“-Darsteller Auszüge der Musik von Phil Collins. Sie wurde eigens für den Abend arrangiert.

Hamburg. Wenn Alexander Klaws „Zwei Welten“ aus dem Musical Tarzan singt, trägt er einen Lendenschurz und Dreck im Gesicht. Sonst nichts. Es ist ungewohnt, ihn dabei dieses Mal ganz leger in Jeans, Hemd und Anzugweste zu sehen – und doch wirkt es nicht verloren oder unvollständig, sondern angenehm privat und in sich ruhend.

Bei dem einmaligen Experiment „Tarzan Unplugged“ im familiären Rahmen in der Neuen Flora liegt der Fokus weder auf Kostümen noch auf Akrobatik, sondern einzig und allein auf der Musik. Nicht umsonst animiert Klaws auch schon bei dem ersten Instrumentalsolo des Konzerts die Zuschauer, den Musikern doch bitte den gleichen Applaus zu schenken wie ihm, als er auf die Bühne gekommen ist.

Das Schöne ist: Es passiert von ganz allein, und das sehr wohlwollend.

Denn es macht einfach großen Spaß, dem achtköpfigen, auf das Wesentliche beschränkte Orchester zuzusehen. Keiner von der Musiker spielt einfach nur „vom Blatt“, sie alle haben großen Spaß daran, Tarzan anlässlich dieses Konzertes einmal auf ganz andere Art und Weise Leben einhauchen zu dürfen.

Es sind die kleinen Details, an denen diese Freude zu sehen ist: Am Bassisten, der zwischendurch immer wieder grinsen muss, oder an den beiden Percussionisten, die wie flinke Köche voller Begeisterung von einem Topf zum nächsten huschen, um mit jeder wohldosierten Zutat dem Schmaus ein Stückchen näher zu kommen.

Mit charmanten Zwischenmoderationen verpasst „Tarzan“-Darsteller Rudi Reschke dem Abend einen Rahmen. Er spielt im Stück den Expeditionsleiter Clayton und „möchte auch hier auf der Bühne gerne als Reisebegleiter verstanden werden“. Mit viel Witz und ehrlich interessierten Rückfragen lässt er die Musiker ihre Instrumente erklären, erzählt Anekdoten über die Darsteller, die von Klaws’ DSDS-Vergangenheit bis hin zu einem Rollenprägenden Beinbruch von Darsteller Jeff Shankley reichen, und bezieht mit ungezwungener Leichtigkeit sogar das Publikum zwischendurch ein.

Es ist mehr als ein „Best of Tarzan“-Konzert auf akustisch – es ist gemeinsames Musizieren auf einer völlig anderen Ebene.

Die klassische Rollenverteilung, wo die Musiker im Schatten der Darsteller stehen, ist für einen Abend vergessen, und genau das macht das familiäre, ungezwungene der Veranstaltung aus. Dass Alexander Klaws sich zu einem starken Tarzan entwickelt hat, weiß man mittlerweile, doch es ist heute nebensächlich und nicht das, was gezeigt werden soll.

Und so scheint das Rampenlicht neben Tarzan und Jane auch auf schöne Überraschungen wie den umwerfenden Rommel Singson, der mit Tarzans Freund Terk nur eine kleinere Rolle im Stück zu spielen hat, seine Stimme aber fast genauso akrobatisch einsetzen kann wie seinen Körper, wenn er in der Musical-Fassung an Lianen geschnallt rasant über die Bühne schwingt. Oder auf den glockenklar singenden Kleintarzan Linus Bruhn, der sich seit seinem ersten Auftritt bei der Premiere 2008 zu einem echten Bühnenprofi entwickelt hat.

Fast konnte man am Ende des Abends ein bisschen wehmütig werden bei dem Gedanken daran, dass die Musiker wieder in ihrem Orchesterraum hinter der Bühne und Tarzan und Co. zurück in den Urwald verschwinden. Sind Akrobatik und Kostüme ein Korsett, das das wahre Potenzial dieser Künstler einsperrt? Wer das Musical kennt, wird es verneinen. Doch ebenbürtig war „Tarzan Unplugged“, auch wenn es etwas völlig anderes ist, allemal.