Seit jeher verehrte die Menschheit Abbilder ihresgleichen mit übermenschlichen Fähigkeiten wie Herakles, Artus, Lionel Messi oder Superman.
Ganz ehrlich, was würden Sie tun, wenn Sie auf der Straße einem Menschen begegneten, der seine Unterhose über der Hose trägt? Vielleicht würden Sie das Ordnungsamt rufen ("verwirrte Person im Hans-Henny-Jahnn-Weg"). Dabei ist dieser komische Vogel vielleicht einfach nur der gute alte, ewig junge Superman.
Seit jeher verehrte die Menschheit Abbilder ihresgleichen mit übermenschlichen Fähigkeiten wie Herakles, Artus oder Lionel Messi, und so war es eigentlich keine große Überraschung, dass die beiden US-Teenager Joe Shuster und Jerry Siegel Anfang der 30er-Jahre ihre Comic-Schöpfung Superman in dieses Pantheon einreihten. Superman wurde als Säugling in einer Rakete vom dem Untergang geweihten Planeten Krypton zur Erde geschickt und schlug in Kansas auf. Das kinderlose Ehepaar Kent fand den Kleinen und nähte aus drei Decken - rot, gelb und blau - einen Strampelanzug, dessen Design Superman sein ganzes Leben begleiten sollte. So wurde er zur Baby-Blaupase für alle folgenden Superhelden, auch wenn ein Iron Man - sein zweites Kinoabenteuer geht in dieser Woche an den Start - seine Unterhose unter Stahl verbirgt.
Denn ein Superman reichte nicht, um allen künftigen Bedrohungen (der Kalte Krieg, Halle Berry als Catwoman) Herr zu werden, und so gab es bald mehr Superhelden als US-Marines: Supergirl, Supergrobi, Spider-Man, Batman, Flash, Hellboy, The Green Lantern, Hulk und diverse X-Men. Nicht zu vergessen den großen Captain America und den kleinen Captain Liechtenstein.
Sie alle haben ihre Schwächen: Superman ist gegen Kryptonit allergisch, Wolverine ist im Prinzip Alkoholiker, Hellboy liebt Schokoriegel und The Green Lantern kommt mit Holz und der Farbe Gelb überhaupt nicht klar - jeder Hosenscheißer könnte ihn mit einem albernen Buntstift kaltmachen. Das macht sie angenehm menschlich, und doch sind Superhelden-Comics angeblich nur die Leidenschaft einer Randgruppe der Populärkultur.
In diversen Online-Foren diskutieren Fans über Für und Wider der marktführenden Superverlage Marvel und DC Comics, die Äquivalente zu Apple/Microsoft oder Pepsi/Coca-Cola. Die Feinheiten dieser Kleinkriege sind so kompliziert wie Quantenmechanik: Alleine Supermans Karriere wird in vier Zeitalter eingeteilt, Spider-Man bringt es auf über 20 Konzept-Varianten und Physik-Dozent Sheldon Cooper aus der fantastischen US-Sitcom "The Big Bang Theory" zählt zum Einschlafen keine Schäfchen, er zählt X-Men in der Reihenfolge seiner Favoriten: "Professor X, Nightcrawler, Wolverine, Cyclops, Iceman, Storm, Angel ..."
Wer sein Gehirn noch eklatanter durchquirlen will, der kann ja mal versuchen, die Folgen der "Krise der Parallelerden" auf das "DC-Multiversum" für Normalsterbliche verständlich zu machen - nobelpreiswürdig. Zum Glück wurde mittlerweile jeder Superheld der ersten, zweiten und dritten Liga der Gerechten auf die Kinoleinwand gezaubert, um auch durchschnittlichen Ritzenpopcorn-Essern den Zugang zu den Superhelden-Universen zu erleichtern. Zielgruppengerecht. Von Pixar-Unterhaltung für die ganze Familie wie "Die Unglaublichen" bis zum düsteren Psychogramm "Batman - The Dark Knight" reicht die Palette der über 40 seit 2000 gedrehten Superfilme. Brutal-zynische ("Kick-Ass") bis banal-seichte ("Superhero Movie") Parodien runden das Programm ab.
Eigentlich würden wir gerne manches Problem mit Superkräften meistern, doch schon ein Held des Alltags zu sein ist schwer genug, wie Will Smith in "Hancock" zeigte. Aber wer hätte nicht gerne zumindest einen Superhelden zum Freund, der viel Geld hat, schöne Frauen und technische Spielereien? Einen Freund wie mich.
Denn die Wahrheit ist:
Ich bin Iron Man.