Er ist die Symbolfigur des Tenors, feierte seinen größten Erfolg in Hamburg. Die Bühnen der Welt reißen sich um den Sänger und Dirigenten.
Berlin. Plácido Domingo gilt als der Inbegriff des gut aussehenden, leidenschaftlichen Heldentenors. Die Bühnen der Welt reißen sich um den Spanier, der sich bislang 134 Opernrollen erarbeitet hat. Aber auch wer Opernhäuser meidet, kann mit seinem Namen etwas anfangen: Vor gut 20 Jahren traten Domingo, Luciano Pavarotti und Jose Carreras, alle drei glühende Fußballfans, bei der Fußballweltmeisterschaft 1990 eine Lawine los: Als Die Drei Tenöre schmetterten sie äußerst verführerisch eingängige Arien und wurden zu bejubelten Weltstars einer neuen Klassik-Welle. Ihre Auftritte wurden zum Großereignis. Pavarotti lebt längst nicht mehr, Carreras gab vor zwei Jahren seinen Rückzug von der Opernbühne bekannt, aber Domingo, der am Freitag den 21. Januar 70 Jahre alt wird, wagt auch heute noch immer wieder Neues.
Seinen größten Erfolg feierte der 70-Jährige nach eigenen Aussagen in Hamburg. "Dort sang ich 1975 meinen ersten Othello. Ich glaube, so gut habe ich sonst nie in meinem Leben gesungen", sagt er.
Mit der Zarzuela-Truppe seiner Eltern gab der kleine Plácido schon früh sein Bühnendebüt als Sänger und Klavierspieler. Als er neun war, siedelte die Familie nach Mexiko über. Dort gab der begabte Musiker mit gerade mal 20 Jahren sein Debüt in Giuseppe Verdis „La Traviata“ an der Oper von Mexico City. Erste internationale Opernerfolge gab es in den 60er Jahren in den USA. Es folgten bis heute alle großen Opernbühnen rund um die Welt. Allein an der New Yorker Metropolitan Opera sang er seit 1968 mehr als 600 Vorstellungen.
Vor zwei Jahren, mit 68, wagte der smarte Grauhaarige sich noch einmal als Debütant auf die Bühne: An der Berliner Staatsoper Unter den Linden war Domingo in Verdis Oper „Simon Boccanegra“ in der Titelrolle zu erleben. „Das ist ein wichtiger Moment in meiner Karriere“, sagte Domingo. Bei den Proben ist dem Startenor der Stimmwechsel nicht immer leicht gefallen. „Es war schwierig. Ich wollte in den ersten Tagen immer als Tenor weitersingen“, erzählte er. Erste Erfahrungen im Bariton-Fach hat er als ganz junger Künstler gemacht, als er in Zarzuelas, den spanischen Operetten, aufgetreten ist und die wurden viel höher gesungen als die Opern, wie Domingo sagte. Dass er auch den Simon Boccanegra mit Bravour und frischer Stimme meisterte und dafür gefeiert wurde, versteht sich fast von selbst.
Das Singen alleine war dem Startenor schon lange nicht mehr Erfüllung genug. Vor mehr als zehn Jahren hat Domingo die Direktion der Opernhäuser in Los Angeles und in Washington übernommen, weil er damals befürchtete, es gehe mit seiner Stimme langsam zu Ende. Doch es kam ganz anders: Seitdem hat er sich neue Partien erarbeitet, als Sänger auf vielen Bühnen gestanden und große Erfolge gefeiert. So zuletzt im Dezember 2006, als er die Hauptrolle in der Uraufführung der neuen Oper von Tan Dun, „The First Emperor“, an der Met in New York sang.
Immer wieder gibt es Spekulationen über ein Ende seiner Karriere. Schon 2005 sagte er, der Tag, an dem er von der Bühne abtrete, sei ziemlich nahe. Seitdem hat sich noch vieles ereignet in dem Leben des „Weltmeisters der Oper“. So wurde der spanische Musiker vor einem Jahr in Wien dankbar gefeiert für seine 3500. Opern-Vorstellung. Und er tritt immer häufiger auf als Dirigent, so zum Beispiel zum Auftakt der Opernsaison der New Yorker Met mit Anna Netrebko in der Hauptrolle.
Im März 2010 zwang eine schwere Erkrankung den umtriebigen Sänger in eine ungewohnte Pause. Doch nur 45 Tage nach seiner Darmkrebsoperation feierte Domingo in der Mailänder Scala ein furioses Comeback. Für seinen Auftritt als Simon Boccanegra erhielt der Spanier 14 Minuten Applaus des Publikums. „Es war ein großer Abend. Es war sehr emotional. Ich war glücklich, vor einem Publikum stehen zu können“, sagte der weltberühmte Tenor.
Neben seiner Förderung des künstlerischen Nachwuchses engagiert sich Placido Domingo auch immer wieder auf humanitärem Gebiet. So sang er bei Benefizkonzerten im mexikanischen Cancun, 2006 für die Hurrincanopfer von New Orleans und 2007 für die Opfer des Darfur-Konflikts.