Hamburg. Anfangs dementierte er, nun verhandelt Filmregisseur Wim Wenders tatsächlich mit den Leiterinnen der Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele darüber, den "Ring des Nibelungen" 2013 zu inszenieren - im 200. Jahr nach der Geburt des Komponisten und Festspielgründers.
"Bei allen Gesprächen haben wir einen an Theater und Oper hochinteressierten und gebildeten Menschen erlebt. Wim Wenders, der Musik immer schon als wichtigen Bestandteil seiner Arbeit begriffen hat, weiß, wovon er redet und auf was er sich da einlässt", sagte Wagner-Urenkelin Katharina der "Welt". Ziel sei es gewesen, einen "seriösen Quereinsteiger mit interessanten Ideen zu Wagner zu finden".
Den könnte das vierteilige Musikdrama im Jubiläumsjahr 2013 auf dem Festspielhügel in der Tat dringend brauchen. Die beiden letzten Inszenierungen (Jürgen Flimm, 2000, und Tankred Dorst, der 2006 für den abgesprungenen Filmemacher Lars von Trier antrat), konnten sich optisch nicht substanziell von Patrice Cheréaus kapitalismuskritischem "Jahrhundertring" (1976) freischwimmen.
Sehnlichst erwartet wird daher in Bayreuth ein fantasievoller Regisseur, der Wagners Drama vom Untergang der Götter in eine neue, mächtige, zukunftsweisende und anrührende Bildsprache umsetzt.
Wim Wenders, 65, Professor an der Hamburger Hochschule für Bildende Künste und als Filmregisseur mit Palme, Löwen und Bären bedacht, bringt das Zeug dazu mit: den langen erzählerischen Atem und, wenn's sein muss, eine Hand für lustvolle Action. Sein Auge hinter der Kamera steht für ungewöhnliche, überlegte und durchkalkulierte Sichtweisen, auch für den Oscar war Wenders schon nominiert. Dass er Opernregie-Neuling wäre, ist in Bayreuth nicht ungewöhnlich. Aber noch ist sein Vertrag nicht unterschrieben. Das kann ja noch werden.