Michail Gorbatschow hat in Hamburg den Marion-Dönhoff-Preis erhalten. Die Laudatio hielt der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher.

Hamburg. Auszeichnung für den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow: Für sein Engagement für Verständigung und Versöhnung hat der 79-Jährige den mit 20.000 Euro dotierten Marion-Dönhoff-Preis erhalten. Gorbatschows Lebenswerk sei die Überwindung des Kalten Krieges, sagte der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) am Sonntag in seiner Laudatio im Hamburger Schauspielhaus. Der mit 10.000 Euro dotierte Förderpreis ging an die Farmschule Baumgartsbrunn im afrikanischen Namibia.

Gorbatschow stehe für den Brückenschlag vom Osten her, sagte Genscher. Im eigenen Land sei ihm dafür vielfach Ablehnung und unversöhnlicher Hass entgegengeschlagen. Sein Engagement für eine gerechte Weltordnung habe der 79-Jährige nicht mit dem Ende seiner Amtszeit abgegeben.

Gorbatschow sagte, "Glasnost“ und "Perestroika“ seien keine Reform, sondern ein schwerer Kampf gewesen. Ziel sei es gewesen, das Land aus dem Klammergriff des Stalinismus zu lösen und in die Welt hineinzuführen. Deutschland sei ein Symbol für die geteilte Welt gewesen, "der freigelegte Nerv der Weltpolitik“.

Die Versöhnung mit Deutschland sei vom russischen Volk ausgegangen, sagte Gorbatschow weiter. Die russischen Kriegsveteranen seien vorangegangen, als die begannen, die deutschen Kriegsgräber zu pflegen. Russland sei derzeit noch auf dem Weg in eine demokratische Gesellschaft und habe etwa die Hälfte des Weges hinter sich. Dabei spielten die guten deutsch-russischen Beziehungen eine wichtige Rolle.

In Baumgartsbrunn nahe der namibischen Hauptstadt Windhuk wird Jugendlichen und jungen Frauen durch die Vermittlung von Bildung langfristig geholfen. Baumgartsbrunn sei eine kleine Initiative im großen Afrika, die sehr viel Mut mache, sagte TV-Moderatorin Gabi Bauer in ihrer Würdigung.

Gestiftet wird der Dönhoff-Preis von Wochenzeitung "Die Zeit“, der "Zeit“-Stiftung und der Dönhoff-Stiftung. Er wurde zum achten Mal vergeben. Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) war "Zeit“-Chefredakteurin und Herausgeberin. Zur Jury zählen unter anderem Altkanzler Helmut Schmidt (SPD), Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und TV-Moderatorin Anne Will.