Mit einer Kundgebung sowie der Uraufführung von „Warteraum Zukunft“ gibt sich das Schauspielhaus unter dem Spardruck des Senats kämpferisch.
Hamburg. Am heutigen Donnerstag machten die Mitarbeiter des Deutschen Schauspielhauses ihrem Frust Luft. Vor ihrer Wirkungsstätte entrollten sie Plakate und protestierten gegen die Sparpläne des Senats. Auch Thalia-Intendant Joachim Lux zeigte sich solidarisch und griff zum Megaphon.
Doch schon am Mittwoch Abend, vor der Uraufführung von Oliver Klucks „Warteraum Zukunft“ im Rangfoyer des Schauspielhauses, marschierten die Schauspieler Markus John, Julia Nachtmann, Jana Schulz und Daniel Wahl wütend auf. Die sonst so scheue Jana Schulz ergriff das Wort. Das Ensemble sei erschüttert vom plötzlichen Weggang ihres Intendanten Friedrich Schirmer , aber weiter entschlossen, seinen Auftrag zu erfüllen. Da wussten sie noch nicht, dass der Senat in seinem Haushaltsprogramm dem Schauspielhaus Einsparungen von satten 1,2 Millionen Euro aufgebürdet hatte.
Auch während der Premiere, bei der die Darsteller Daniel Fries, Ute Hannig und Martin Wißner durch fantasievolles Spiel in der Regie von Alice Buddeberg glänzten, platzierten sie kleine Anspielungen zur aktuellen Lage. „…Das Schauspielhaus in eine Einkaufszentrum zu verwandeln…“, flüsterte etwa Ute Hannig Satzfetzen als improvisierte Radiomaschine.
Das Stück reflektiert unterhaltsam und sprachmächtig das Leben des aufstrebenden Ingenieurs Daniel Putkammer (Daniel Fries), der in den Mühlen einer fragwürdigen Angestelltenmaschinerie zerrieben wird. Kluck erhielt hierfür den diesjährigen Kleist-Förderpreis für junge Dramatik. Doch im Anschluss an den Jubel wurde es ernst.
Sichtlich bewegt verlas Interimsintendant Jack Kurfess eine Stellungnahme zur den Kürzungen. „Mit der Kürzung von 1,2 Millionen Euro für das ohnehin schon unterfinanzierte Haus verhindert die Kulturbehörde den Erfolg bei der Suche nach einem ernst zu nehmenden Intendanten. Die Zukunft des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg ist gefährdet: Das ist der Anfang vom Ende.“ Die Kürzung ließe sich nur durch strukturelle Maßnahmen ausgleichen. Das bedeutet das Aus für die kleineren Spielstätten, wie das Rangfoyer, und damit auch das Ende der Sparte Junges Schauspielhaus.
In einer ersten Reaktion zeigte sich auch Thalia-Intendant Joachim Lux, der von weiteren Einsparungen verschont bleibt, entsetzt. „Sie haben nicht nur unser Mitgefühl, sondern auch unsere Solidarität. Das Beste allerdings wäre, wenn die Hamburger Kulturbürgerschaft durch massenhaften Besuch dokumentiert, dass sie das Schauspielhaus für unverzichtbar hält.“ Die Gründe für die außergewöhnlich hart ausgefallenen Sparzwänge am Haus will Kultursenator Reinhard Stuth Jack Kurfess erst am kommenden Dienstag erläutern.