Das zweite Album der Band Hjaltalín, die am 25. September im Uebel & Gefährlich spielt, startet so, als rückten Trolle durch das auf Island wachsende Wollgras heran.
St. Pauli. Wie stark es auf Island brodelt, zeigt sich nicht nur in vulkanischen Eruptionen und ökonomischen Erosionen. Die ganze pulsierende Bandbreite der Poplandschaft am Rande des Polarkreises ist seit 1999 beim Airwaves-Festival in der Hauptstadt Reykjavík zu hören. Wie das vom Abendblatt präsentierte Reeperbahn Festival geht auch der noch nordischere Konzertreigen in Klubs und Bars über die Bühne. Bevor die Isländer jedoch vom 13. bis 17. Oktober in ihrer Heimat auf musikalische Entdeckungstour gehen, sind auf dem Hamburger Kiez fünf feine Acts von der Insel zu erleben.
Das zweite Album der Band Hjaltalín, die am 25. September im Uebel & Gefährlich spielt, startet so, als rückten Trolle durch das auf Island wachsende Wollgras heran. Doch auf "Terminal" betreibt das Septett alles andere als Folklore. Die Platte, die hier am 17. September erscheint, lässt mehr als aufhorchen mit ihrem orchestral arrangierten Folk, der Extravaganz und Intimität mit Glamour verbindet. Nicht umsonst wurden "Terminal" bei den isländischen Music Awards 2010 als bestes Rock-Pop-Album und Sängerin Sigríður Thorlacius als Stimme des Jahres gekürt. Und sollte jemals ein isländischer James Bond gedreht werden, ist "Feels Like Sugar" ein Muss als Titelsong.
Während Hjaltalín sich verstärkt aufs Englische kapriziert, hat Landsfrau Ólöf Arnalds auch Texte auf Isländisch im Repertoire. Die 30-Jährige klingt zur akustischen Gitarre so, als singe sie Elfen ein Schlaflied. Eine Musik, die bestens ins plüschige Ambiente des Imperial-Theaters passt (23.9.). Gegenüber im Molotow spielt zwei Tage später das minimalistisch wie zart rockende Quartett For A Minor Reflections. Ebenfalls sphärisch, aber in der partyorientierten, elektronischen Variante musiziert das Trio FM Belfast, das trotz des irreführenden Namens aus Reykjavík stammt. Nix am Hut hingegen mit dem stets leicht verschrobenen Island-Sound haben die Styler von Who Knew mit ihrem Indiepowerpop. Schrullig sehen die Vier aber trotzdem aus.
Reeperbahn Festival Do 23. bis Sa 25.9., Karten in allen Abendblatt-Ticketshops 59,- (3-Tage-Ticket), 45,- (2-Tage-Ticket), 29,- (Tagesticket); Programmübersicht und Infos: www.reeperbahnfestival.com