Das Reeperbahn Festival freut sich auf Black Box Revelation, Absynthe Minded und viele weitere Bands aus dem Nachbarland.
St. Pauli. "Musikexport" ist ein schreckliches Wort, und das nicht nur, weil es hierzulande gern Künstlern wie den Scorpions, Rammstein oder Tokio Hotel angehängt wird. Denn Rock und Pop sind universelle Sprachen, Grenzen sind zum Überschreiten da.
Dennoch ist es erstaunlich, wie viele großartige Bands in den vergangenen Jahren aus vermeintlich exotischen Popländern wie Island, Dänemark oder Belgien in die hiesigen Magazine, Klubs und Festival-Programme, speziell das des Reeperbahn Festivals, stießen.
Allein aus Belgien kommen dieses Jahr acht Bands auf den Kiez. Am meisten Eindruck hat hier bisher das Duo Black Box Revelation aus Brüssel gemacht. Anders gesagt: Zu überhören waren Jan Paternoster und Dries Van Dijck bei drei Auftritten im Molotow, als Support der Eagles Of Death Metal in der Markthalle und bei Dockville 2009 nicht. Obwohl nur zu zweit, brennt die Kerze von Black Box Revelation an beiden Enden. Bebender Garagenrock mit der Wucht eines an den Kopf geworfenen 110er-Schraubenschlüssels, der nicht von ungefähr an Iggy Pop und seine Stooges erinnert. Dynamischer Proto-Punk trifft rohen Neo-Blues. Letztes Jahr warben die beiden beim SXSW-Festival in Austin für das Reeperbahn Festival, dieses Jahr sind sie endlich auch in Hamburg dabei. Ein Besuch im Knust ist Pflicht.
Weniger geradlinig, aber mit grenzenloser Spielfreude hat sich das Quintett Absynthe Minded aus Gent in den letzten Jahren zu einer der populärsten belgischen Gruppen emporgearbeitet. Und 2009 hielten sie sich mit der vierten Platte an das Prinzip, dass ein selbst betiteltes Album, das kein Debüt ist, Besonderes bieten muss. Im Fall von Absynthe Minded war es ein so giftiges wie belebendes Gebräu aus Indie-Rock und Jazz, Wer- und Wehmut. Genauso vielseitig, aber eingängiger klingen die ebenfalls aus Gent stammenden Indie-Popper von Balthazar, Songwriter Jan de Campenaere macht mit seiner Band Venus In Flames das Genter Trio voll.
Aus Belgiens Hauptstadt Brüssel hingegen werden neben Black Box Revelation noch die Neo-Waver Customs und die Elektro-Raubkatze Barbara Panther losgeschickt und aus Löwen die Folk-Pop-Band Isbells und NuSoul-Sängerin Selah Sue. Exporte, pffh! Extrem spannende Künstler!
Reeperbahn Festival Do 23. bis Sa 25.9., Karten in allen Abendblatt-Ticketshops 59,- (3-Tage-Ticket), 45,- (2-Tage-Ticket), 29,- (Tagesticket), Programmübersicht und Infos: www.reeperbahnfestival.com