Ein Kommentar von Joachim Mischke
Beim eskalierenden Streit um Zustand und Gefährdungspotenzial zentraler Gängeviertel-Häuser kann man als Außenstehender momentan nur ratlos staunen: Basisdemokratische, diskussionsfreudige Künstler geraten sich mit einem Bezirks-Bürokraten in die Haare, der mit Verweis auf das Love-Parade-Desaster Sperrungen anordnet. Das mag buchstabengetreu sein und redlich gemeint. Es ist aber auch lebensfremd bis skurril, wenn man sich hier über angebliche Defizite beim Umgang mit irgendwelchen Anträgen beschwert. Auf Dienstwegen sind sture Paragrafenreiter bei diesem Thema bekanntlich direkt in Sackgassen galoppiert.
Dass die Bausubstanz im Gängeviertel jahrzehntelang erbarmungswürdig war, ist wirklich nichts Neues. Deswegen kamen die Instandbesetzer ja in die Gänge, und nach ihnen der Senat. Tausende Bürger haben sich seitdem ohne Schaden an Leib, Leben oder Seele in den liebevoll zurückeroberten Räumen aufgehalten und Solidarität mit den Füßen demonstriert. Toll, und beim besten Willen nicht mit Duisburg vergleichbar.
Die Gängeviertler haben Unmengen unbezahlter Arbeit investiert und der Freien und Abrissstadt Hamburg so ganz nebenbei auch noch deren Image aufpoliert. Sie haben Herzblut vergossen und Herzen erobert. Nun scheint erst mal Schluss mit freundlich zwischen Bezirkschef und Besetzern. Kein Fundament, auf dem man solide Neues aufbauen könnte.