Kleists Dramenfragment “Robert Guiskard“ feiert Premiere im Schauspielhaus
Der Schauspieler Wolfram Koch liebt das Risiko. Und die Vielfalt der Regiehandschriften. Dass man ihn überall in der Theaterlandschaft kennt, liegt vor allem an einem Regisseur, an Dimiter Gotscheff. Unvergessen ist der zwanzigminütige Simultan-Bericht, den er mit seinem kongenialen Schauspielpartner Samuel Finzi in "Die Perser" aufsagte. In weiteren gemeinsamen Arbeiten wie"Iwanow" oder "Volpone" avancierte das Duo Koch/Finzi zum gegenwärtigen Traumpaar der Bühne.
Daneben spielt Koch im Duett mit Ulrich Matthes in Becketts "Endspiel", Regie Jan Bosse, und seit Jahren unermüdlich als Jago in Stefan Puchers heißem Pop-"Othello" am Schauspielhaus in Hamburg. Keine Frage, Koch ist ein gefragter Mann, ein festes Engagement hat er bislang immer ausgeschlagen, weshalb er ständig zwischen seinem Wohnsitz in Frankfurt und den Theatern der Republik hin und her jettet.
Wolfram Koch ist wach, assoziativ und sorgt für gute Atmosphäre
Derzeit vor allem zwischen Berlin und Frankfurt. Die Reisetasche ist sein ständiger Begleiter. Regisseure schätzen seine Fähigkeit, auf einer Probe sogleich eine angenehme Atmosphäre zu verbreiten und dabei wach und assoziativ zu sein. Es verwundert nicht, dass der Schauspieler, 1962 in Paris geboren und in Bonn aufgewachsen, nach zwei Semestern an der Frankfurter Schauspielschule von Kurt Hübner direkt an die Freie Volksbühne Berlin verpflichtet wurde. "Mich interessieren die Typen, die sich da reinquälen und auch nicht unbedingt immer wissen, wie weit sie mit dem Stück kommen", sagt er. "Ich langweile mich schnell mit mir selbst in der Arbeit, wenn ich merke, dass es routiniert wird."
Jetzt ist Wolfram Koch wieder in Hamburg zu sehen. In "Robert Guiskard", einer Regiearbeit, die Festivalchef Frank Hoffmann bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen herausbrachte und mit dem Schauspielhaus koproduzierte, wo der Abend am 2. September Premiere feiert.
Die Pest wütet im Heer der Normänner, als sie im 12. Jahrhundert vor Konstantinopel dahinsiechen. Koch spielt Robert Guiskards Neffen Abälard, Schauspielgigant Thomas Thieme die Titelrolle des pestkranken Feldherrn. Mathieu Carrière kehrt nach drittklassigen Rollen in TV-Vorabendserien als Greis auf die Theaterbühne zurück. "Robert Guiskard - Herzog der Normänner" ist ein Dramenfragment aus zehn Szenen geblieben, von Hoffmann um Dritttexte erweitert.
Die Inszenierung spiegelt das Stück weniger als Reflexion über den Krieg, sondern als Künstlerparabel über einen Dichter, der sein fertiges Werk zerstört hatte und nur das Fragment übrig ließ. Wolfram Koch mimt den Dichter in einem Prolog, wie er um 1806 mit dem Text ringt, und geistert auch später immer wieder durch die Aufführung, führt ein Zwiegespräch mit Thomas Thieme in der Rolle des Martin Wieland. Die Inszenierung erfreute nicht alle Kritiker, zumindest mit den Darstellern kann eigentlich nichts schiefgehen.
Robert Guiskard Premiere Do 2.9., 20.00, Schauspielhaus (U/S Hauptbahnhof), Kirchenallee 39, Karten zu 10,- bis 65,- unter T. 24 87 13 oder unter www.schauspielhaus.de