Zum Abschluss von Dockville lieferten Slime und Jan Delay letzte Höhepunkte
Hamburg. Der dritte und letzte Tag des Dockville-Festivals war ein Sonntag der Kontraste. Während die New Yorker Wave-Popper The Drums ihren Hype mit einer völlig überambitionierten, stellenweise schmerzhaft peinlichen Show verpuffen ließen, hielten die nordirischen Alternative-Veteranen Therapy? (Baujahr 1989) und die Hamburger Punk-Pioniere "Slime" (nicht etabliert seit 1979) mit alter Rockschule dagegen. Eine Handvoll Akkorde, alle Regler auf "11" und ab dafür.
Vor allem Slime zeigten sich schonungslos bei einer einstündigen Reise zurück in die Zeit von Nato-Doppelbeschluss, RAF und Rasterfahndung, in die Ära, als die Hafenstraße noch die Revolution ausrief. Auf dem Dockville begann diese Reise mit dem Lied "A.C.A.B." (All Cops Are Bastards), dann "Legal, illegal, scheißegal", "Linke Spießer" und "Brüllen, zertrümmern und weg". Es ist der Soundtrack unzähliger Demos und Plakataktionen, deren Sprüche bis heute nachwirken.
Mehr galant als provokant gab sich Headliner Jan Delay mit seiner Band Disko No.1 - herzlich bedankte er sich bei allen, die den beginnenden Gewitter-Dauerregen ignorierten für einen fröhlichen "Abschussball" in der Schlammsuhle. Die Lichtshow wurde um Blitz und Donner ergänzt, Das Bo stürmte zu "'Türlich, 'türlich" die Bühne, die Kindergruppe des Lüttville-Projekts zeigte eine Disco-Performance. Sound aus Hamburg-City, dem die Leute vertrauten, von "Feuer" über "Oh Johnny" bis zu "Irgendwie, irgendwo, irgendwann". Ein Selbstgänger so zuverlässig, dass nur die Jeans der Gäste steif wurden, nicht die Hüften.
Irgendwie, irgendwo, irgendwann trafen sich die wetterfesten unter den 20 000 Dockville-Besuchern in der Schlange zum Shuttle-Bus. Brüllen. Einsteigen. Und weg.
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