Der Schriftsteller ist ein unbestechlicher Chronist der chinesischen Gesellschaft

Hamburg. Einen gültigen Reisepass hat er, sein Visum für die Einreise in die Bundesrepublik wird gerade beantragt. Und Sicherheitsbeamte seiner Heimat hätten ihm sogar eine wohlwollende Prüfung seines neuerlichen Reiswunsches in Aussicht gestellt. Eigentlich steht also der Lesung des chinesischen Autors Liao Yiwu nichts im Weg, und so könnte sein Hamburger Auftritt am 17. September im Rahmen des HarbourFront Literaturfestivals die erste Erfüllung seines lang gehegten Wunsches sein, seine Werke auch im Ausland präsentieren zu dürfen (u. a. "Fräulein Hallo und der Bauernkaiser"). Zwei Tage später ist Liao auch in Berlin beim internationalen Literaturfestival zu einer Lesung eingeladen.

Doch einfach ist nichts bei diesem aufrechten Streiter für die Würde des Menschen, für die Würde jedes Menschen. Er, der seinen Weg als Autodidakt und Untergrundliterat begonnen hat, ließ sich den Mund nie verbieten. Er kritisierte, was er an der chinesischen Gesellschaft für kritikwürdig befand - Zustände in den Gefängnissen, Behördenwillkür, politische Unterdrückung, die gewaltsamen Aktionen der Regierung gegen die Demokratie-Demonstranten auf dem Tiananmen-Platz 1986. Liao Yiwu zählt heute zu den interessantesten, weil ehrlichsten Schriftstellern seines Landes.

Sein Mut und seine Offenheit trugen ihm vier Jahre Gefängnis ein; sein Werk ist bis heute in China verboten - und ausreisen durfte er auch nicht, egal, ob die Einladung von der Frankfurter Buchmesse oder der lit.cologne kam. Das HarbourFront Literaturfestival hat Liao Yiwu gemeinsam mit dem Literaturhaus Hamburg und dem Hamburger Abendblatt vor einiger Zeit nach Hamburg eingeladen.

Lesung mit Liao Yiwu Fr 17.9., 20.00, Innenhof des Museums für Hamburgische Geschichte, Eintritt 10,-, Karten bei allen Abendblatt-Ticketshops und unter 040/30 30 98 98