Permiere eines Abenteuerspektakels: Kampfchoreograf Malcolm Ranson setzt als Regisseur im Altonaer Theater Robin Hood in Szene.

Altonaer Theater. Malcolm Ranson trägt dieses abenteuerlustige Flackern im Blick, während auf der Bühne Robin Hood mit dem Sheriff kämpft. Auf einmal reißt es ihn aus seinem Regiestuhl. Er springt in die Szene, führt den Kontrahenten vor, welche Bewegungen sie mit den Schwertern ausführen müssen. Nach der Wiederholung ist Ranson zufrieden: "Very good, Boys." Wann immer sich auf einer Bühne "Die drei Musketiere" duellieren, "Hamlet" die wesentlichen Fragen des Seins stellt oder "Cyrano de Bergerac" sich in seinen Lügengespinsten verheddert, ruft man Malcolm Ranson an. Der Brite ist ein weltweit gefragter Kampfchoreograf.

Derzeit liegt sein Arbeitsplatz im Altonaer Theater . Hier richtet er die Legende von "Robin Hood" nach einer Textversion des Hausherrn Axel Schneider für die Premiere an diesem Sonnabend ein. Der Rächer aller Unterdrückten hat seit seiner Schöpfung in einem mittelalterlichen Balladenzyklus eine vielfältige Würdigung erfahren. Aus diesem Stoff werden bis heute Helden geformt. Etliche Theaterstücke und Filmversionen ranken sich um sein Leben. "Es ist die universelle Geschichte eines Mannes, der sich für Gerechtigkeit einsetzt. Der den Reichen nimmt, um den Armen zu geben und dafür kämpft, seinen König zu befreien", sagt Malcolm Ranson.

Die Geschichte ist hinlänglich bekannt. Ende des 12. Jahrhunderts begleitet der Edelmann Robin von Locksley, gespielt von Martin Brücker, seinen König Richard Löwenherz auf einem seiner Kreuzzüge ins gelobte Land, auf dem dieser entführt wird. Der Versuch Robin Hoods, Richards Bruder Prinz John um Lösegeld zu bitten, scheitert. Dieser verfolgt mit Unterstützung des Sheriffs von Nottingham eigene Machtgelüste. Mit Ächtung belegt, schließt sich Robin Hood im Wald von Sherwood einer Bande Vogelfreier an.

Nach allerlei Listen und Gemetzeln gibt's natürlich ein Happy End, bei dem Robin Hood auch die Liebe der Lady Marian (Alexandra Lowyina) winkt. Diese Rolle wird ab dem 3. September Jasmin Wagner übernehmen, ehemals bekannt als Popsternchen "Blümchen".

Malcolm Ranson schwebt bei seiner Regie von "Robin Hood" ein romantisches Abenteuerspektakel für die ganze Familie vor. Aber eines, das er anders als manch glitzernde Hollywoodadaption einer historischen Wahrhaftigkeit zuführen will. Vor allem Kevin Reynolds Film "Robin Hood - König der Diebe" mit Kevin Costner findet wenig Gnade vor Ransons kritischem Auge. "Da stimmt vieles nicht. Ausgestoßene, die in schicken Baumhäusern hausen. So etwas hat es in England nicht gegeben." In seiner Inszenierung will er den politischen Hintergrund beleuchten: "Die Angelsachsen werden von Normannen wie Prinz John und dem Sheriff beherrscht. Robin Hood kämpft als angelsächsischer Edelmann für seine Leute."

Das Hauen und Stechen ist wesentlicher Bestandteil der Handlung und soll vor allem eines: erheitern. Überhaupt ist der ganze Abend mit einem kräftigen Augenzwinkern angelegt. Zu einem Kampf auf Leben und Tod kommt es am Schluss beim Showdown zwischen Robin Hood und dem Sheriff. Die Bühne stellt andere Anforderungen an die Kampfszenen als ein Filmset. "Im Film greift man zu Holz oder Plastik. Auf der Bühne müssen wir Stahl benutzen, sonst stimmt der Klang nicht", sagt Ranson. "Wir können auch nicht beim Tempo tricksen oder Stuntmen einsetzen."

Glänzende Augen bekommt Ranson, wenn es um die Klassiker des Mantel-und-Degen-Genres der 40er- und 50er-Jahre geht. Damals zogen die Filmemacher häufig belgische oder französische Fechtmeister zurate. In den 60er-Jahren setzte man vorübergehend auf simple Hau- und Stech-Bewegungen, von Ranson verächtlich "Die Bisch-Basch-Bosch-Brigade" genannt. Die Klassiker waren es auch, die Ranson dazu animierten, mit 12 Jahren die Fechtkunst zu erlernen und nach dem Schauspielstudium diese Disziplin mit der Theaterregie zu verbinden. Wenn er ein Schwert in der Hand hält, ist er in seinem Element. Dennoch würde er gern auch einmal einen Theaterabend ganz ohne Kampfszenen erarbeiten. "Man hat mich einfach nie gefragt."

Robin Hood Premiere Sa 7.8., 20.00, Altonaer Theater (S Altona), Museumstraße, Karten 20,- bis 34,- unter T. 39 90 58 70 oder unter www.altonaer-theater.de